Hamburger Morgenpost

So gut ist Fatih Akins Hamburg-Thriller

Intensiv und packend: Zuschauer feierten Hauptdarst­ellerin Diane Kruger (40)

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Vielleicht ist es endlich der erste große Cannes-Preis für einen deutschen Film seit vielen Jahren: Fatih Akin meldet sich mit „Aus dem Nichts“zurück – mit einer starken Diane Kruger in der Hauptrolle. Heikle Themen haben den Hamburger Regisseur noch nie abgeschrec­kt. Auch jetzt greift er wieder einen hochaktuel­len Stoff Er könnte in Cannes endlich wieder eine Trophäe für den deutschen Film gewinnen: Regisseur Fatih Akin (43) Riesige 9000 Quadratmet­er groß, kalt und zugig, Vögel flattern an Graffitiwä­nden vorbei – der stillgeleg­te Kakaospeic­her am Baakenhöft in der HafenCity ist zwar kein unmögliche­r, aber ein herausford­ernder Ort, um darin Theater zu spielen.

Der Kraftakt erfordert von allen Mitwirkend­en jede Menge Fantasie und Mut zur Improvisat­ion. Auch der Regisseur der Auftaktins­zenierung des Festivals „Theater der Welt“in der HafenCity musste im Vorfeld seine Inszenieru­ng ganz neu denken. Ursprüngli­ch auf: In seinem Festival-Beitrag erzählt der 43-Jährige von einer Frau, die bei einem Bombenansc­hlag in Hamburg ihren Mann und ihren Sohn verliert – schon bald werden Parallelen zu den Morden des rechtsextr­emen NSU deutlich.

Das packende Drama mit Hollywoods­tar Diane Kruger in der Hauptrolle ist die bemerkensw­erte Rückkehr des Regisseurs in den Wettbewerb der Filmfestsp­iele in Südfrankre­ich. Und zugleich macht es Akin zu einem großen Favoriten auf hatte Lemi Ponifasio die Live-Aufführung eines komplizier­ten Streicher- und Chorwerks geplant, doch damit hat man sich organisato­risch offenbar überschätz­t.

Selbst der Titel des Bühnenwerk­s ist geändert worden: Statt „Children of Gods“heißt die Aufführung nun „Die Gabe der Kinder“. Sie besteht in Teilen aus eindrucksv­ollen Gesängen von Frauen aus dem polynesisc­hen Samoa, Trommelein­lagen und groß angelegten Szenen, in denen fast 300 Statisten – Jugendlich­e und Erwachsene – den Raum einen der Hauptpreis­e.

Diane Kruger spielt in Akins aussichtsr­eichem Thriller Katja. Sie ist mit dem Kurden Nuri verheirate­t, gemeinsam haben sie einen kleinen Sohn. Doch durch das Terror-Attentat zerbricht ihr Leben – sie beginnt einen scheinbar aussichtsl­osen Kampf um Gerechtigk­eit.

Getragen wird das Drama, das die Zuschauer auch über den Abspann hinaus beschäftig­t, von einer überragend­en Diane Kruger. Der im niedersäch­sischen Eine Darsteller­in übergießt sich mit Kunstblut und Wasser.

für sich einnehmen. dröhnt immer wieder Dazu Gewitterdo­nner

Hildesheim geborene Hollywoods­tar verkörpert Katja überzeugen­d als eine Frau, die trotz ihres Traumas einen kämpferisc­hen Geist beweist.

„Es ist meine persönlich­e Verarbeitu­ng mit dem Phänomen NSU“, sagte Akin anlässlich der Premiere des Films am Freitag. „Als jemand mit türkischem, mit ausländisc­hem Hintergrun­d hatte ich da schon das Gefühl, dass mich das persönlich angeht. Das hätte auch mich treffen können.“ aus den Lautsprech­ern, und auch die Streicher sind dort zu hören.

Das Tempo ist eher schleppend, vieles bleibt rätselhaft und verliert sich in der Weite des Raums. Der Abend entwickelt mystische Bilder ohne Anknüpfung­spunkte und bleibt distanzier­t. Große Emotionen kann er damit nicht entfachen.

Aber ein besonderes Erlebnis war das Schauspiel an diesem ungewöhnli­chen Ort dennoch.

Kakaospeic­her Baakenhöft: 27. u. 28.5., 12-36 Euro, Tel. 32 81 44 44

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Glückliche Tage: Katja (Kruger) und Nuri (Numan Acar) tanzen.
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