Abschied von der Königin des Kaschmir
Modeschöpferin starb im Alter von 73 Jahren an einem Herzinfarkt
Von REGINA KERNER
Berühmt wurde Laura Biagiotti Ende der 80er Jahre, als „Roma“auf den Markt kam. Das blumigorientalische Parfüm hatte die Designerin ihrer Heimatstadt Rom gewidmet. Der Duft wurde zum Welterfolg und Geschenk-Klassiker. Der Name Laura Biagiotti war in aller Munde. Sie selbst blieb im Hintergrund.
Biagiotti war dem Beispiel ihrer Mutter gefolgt, als sie vor mehr als 50 Jahren ihre Karriere begann. Die hatte ein Mode-Atelier in Rom und kreierte 1964 die Uniformen der Alitalia. Von ihr habe sie den Unternehmergeist, erzählte die Tochter später.
Den Traum, Archäologin zu werden, gab Laura Biagiotti auf und entwarf Mitte der 60er, mit 23 Jahren, eine Prêt-à-porterKollektion für Emilio Schuberth, den „Schneider der Diven“, der Rita Hayworth, Ingrid Bergman sowie Sophia Loren einkleidete.
1972 gründete Biagiotti ihre Firma und präsentierte die erste eigene Kollektion. Die weiten, den Körper umfließenden Formen wurden gefeiert.
Zwei Markenzeichen hatte Biagiotti: Das eine war edles Kaschmir, das sie in fast allen Kleidungsstücken verarbeitete, weshalb die „New York Times“sie zur „Königin des Kaschmir“erklärte. Das andere war die Farbe Weiß, das „Bianco Biagiotti“. „Weiß symbolisiert für mich Erneuerung und Reduzierung“, erklärte sie. Es sei wie das mediterrane Licht. In einer Zeit der Umweltverschmutzung sei es mit seiner Reinheit wie ein Schutz.
Seit 1980 lebte die Designerin mit Mann und Tochter in einem Schloss nahe Rom. 1988 zeigte sie als erste italienische Stylistin eine Schau in Peking, 1995 in Moskau. 1992 wurde sie in New York zur „Frau des Jahres“gekürt. Die heutige schnelllebige Modewelt sah sie kritisch. „Man muss auf Qualität achten, handwerkliche Fähigkeiten pflegen und das Knowhow an die nächste Generation weitergeben. Das erfordert Zeit, wenn nicht gar Langsamkeit“, sagte sie.
Am Freitag ist Laura Biagiotti im Alter von 73 gestorben. Bereits am Mittwochabend war sie mit Herzstillstand in ein Hospital eingeliefert worden. Tochter Lavinia, die das Unternehmen leitet, stellte ein gemeinsames Foto auf Instagram und schrieb: „Danke für alles, Mama. Für immer zusammen.“