Mietabzocke immer dreister
St. Pauli: 19,52 Euro kalt pro Quadratmeter
Mietwucher auf St. Pauli: Eine Anzeige bei „Immobilienscout 24“sorgt in den sozialen Netzwerken für Empörung. Die 62 Quadratmeter große Drei-ZimmerWohnung an der Wohlwillstraße, die am 1. Juli bezugsfertig ist, soll 1210 Euro monatlich kosten. Das sind 19,52 Euro pro Quadratmeter – kalt!
Die Fotos zeigen eine stinknormale Wohnung ohne besondere Extras. Zwei relativ kleine, eher dunkle Schlafzimmer. Das Esszimmer ist ohne Fenster allerdings zur Küche hin offen. Sie ist mit schicken Einbaugeräten ausgestattet. Auch das Bad ist neu. Einen Balkon hat die im vierten Stockwerk gelegene Wohnung nicht. Laut Anzeige ist er jedoch „in Planung“. Vermieter ist die Akelius GmbH, ein schwedischer Immobilieninvestor, der am Wochenende nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war. Beim Verein „Mieter helfen Miete rn “ist da s Unternehmen aber berüchtigt. „Wir haben vielerlei Probleme mit Akelius“, so Geschäftsführerin Sylvia Sonnemann. „Typischerweise behauptet Akelius, sie hätten die Wohnung durch Sanierung in einen Neubauzustand versetzt.“Ein Trick, der dazu dient, die Mietpreisbremse zu umgehen.
Da das Haus, in dem die Wohnung sich befindet, im Jahr 1900 gebaut wurde, dürfte die Miete laut Mietenspiegel maximal 12,65 Euro pro Quadratmeter betragen. Dass es sich um einen Altbau handelt, zeigen die Fotos von alten Holzdielen und Zimmertüren – die Decken sind allerdings recht niedrig.
„Akelius tritt in Hamburg mit den höchsten Neuvermietungspreisen auf den Markt“, so Sonnemann. Der Konzern agiere „hemmungslos“. Aber auch die Politik trage eine Mitverantwortung: „Die Mietpreisbremse hat wegen der zahlreichen Ausnahmeregelungen viele Mängel“, sagt Sonnemann.
Problem sei allerdings auch, dass sich trotz der Wuchermieten stets Mieter finden. „Oft sind es Studenten- WGs, bei denen die Bewohner sich die Kosten dann teilen“, sagt Sonnemann. „Man kann nur hoffen, dass die sich gegen die Miete zur Wehr setzen und vor Gericht ziehen.“