Kirche in Rahlstedt besetzt
Linke fordern Jugendzentrum in leerstehendem Gotteshaus. Verhandlungen mit Kirchenkreis laufen
Von MAX WEINHOLD
Die Thomaskirche in Rahlstedt ist seit Sonntag fest in der Hand jugendlicher Aktivisten – einige Dutzend linke und autonome Protestler haben die Kirche am Pfingstwochenende besetzt. Hinter der Aktion steckt eine friedliche Forderung: Die jungen Menschen wollen ein selbst verwaltetes Jugendzentrum in der leerstehenden Kirche errichten.
Es wirkt seltsam, was seit einigen Tagen rund um die Rahlstedter Thomaskirche passiert: Vermummte Jugendliche tummeln sich um das Gotteshaus, hängen Banner auf, sie feiern und grillen. Vor dem Kirchenschiff steht ein Wohnwagen, davor hängt ein riesiger Stofffetzen mit der Aufschrift „Hausbesetzungen durchsetzen und verteidigen“. Neben diesen Worten ist ein vermummter Mann mit einer Eisenstange in der Hand zu sehen. Doch anders als vielleicht befürchtet läuft die Aktion friedlich ab: Zunächst besetzen rund 25 jugendliche Aktivisten am Sonntagnachmittag die Kirche – zu dem Zeitpunkt stand das Gebäude wohl offen. Danach feiern die Besetzer mit weiteren Jugendlichen in der Kirche ein „anarchistisches Sommerfest“.
Die Kirche, seit 1935 in ihrer heutigen Form, steht seit Ende 2016 leer. Bis dahin wurde die Thomaskirche etwa vier Jahre lang als Jugendkirche genutzt – das Modell wurde allerdings wegen Erfolglosigkeit aufgegeben.
Statt des Leerstandes wollen die Jugendlichen nun wieder einen sozialen Treffpunkt. „Wir wollen ein selbstverwaltetes Jugendzentrum in der Thomaskirche!“, lautet die Bedingung für eine Räumung der Kirche im Gespräch mit Kirchenvertretern noch am Sonntag.
„Die Jugendlichen verhalten sich absolut friedlich. Zunächst wurde die Besetzung bis Dienstag geduldet“, sagt Remmer Koch (47) vom Kirchenkreis. Doch auch heute ist die Kirche nach wie vor in der Hand der Linken. „Wir führen Gespräche mit den Aktivisten und suchen nach einer Lösung“, so Koch. Bleibt zu hoffen, dass die bald gefunden wird. Und die Jugendlichen wieder grillen und feiern können – diesmal ohne Besetzung und Maskierung.
„Die Jugendlichen verhalten sich absolut friedlich.“Remmer Koch, Kirchenkreis