Youtube-Star als Superpapa
Internet-Sportler „Flying Uwe“(über eine Million Follower) über das Aufwachsen mit einer Mutter im Heroin-Rausch und einem Vater, der an Koks starb
Der starke Mann mit den Megamuckis und das kleine Mädchen – wer sieht, wie süß Uwe Schüder (30) mit seiner Tochter Skylar (2) durchs Haus in Halstenbek tobt, käme nicht auf den Gedanken, dass die eigene Kindheit des YoutubeStars schrecklich bitter war. Für „Flying Uwe“, der über 1,1 Millionen Follower hat, ist seine kleine Familie das Allerwichtigste. Mit Freundin Mina (30) turnt der smarte Sprüche-Akrobat seit elf Jahren durchs Leben. Eine Beziehungspause zeigte Uwe vor allem eins: „Dass ich Mina nie wieder verlieren will.“Als Skylar 2014 geboren wurde, änderte der InternetAthlet seine Gewohnheiten. „Früher standen Sport und Arbeiten für mich an erster Stelle. Jetzt muss alles andere warten, wenn ich merke, dass meine Lütte meine Zuwendung braucht. Ich habe schon oft mein KampfsportTraining sausen las- sen, weil wir gerade dabei waren, aus Knet- masse Tiere zu formen. So etwas hat in meiner Kindheit niemand gemacht.“Die Vergangenheit hat aus Uwe einen Superpapa gemacht! Er sagt: „Meine Tochter soll eine glückliche Kindheit mit Geborgenheit haben – bei mir selbst lief ja vieles schief.“Sein Vater starb, als er ein Baby war: Lungenversagen im KokainRausch. Uwe: „Der neue Freund meiner Mutter war ein Dealer.“Von jetzt an gingen in der Wohnung Junkies ein und aus, um hartes Dope zu kaufen. „Das Wohnzimmer wurde zur Tabuzone. Die Tür war ständig geschlossen. Manchmal linste ich durchs Schlüsselloch.“So sah der Fünfjährige auch, wie seine Mama einen Löffel über eine Kerze hielt und den Inhalt mit einer Spritze aufzog. „Warum sie das tat, war mir nicht klar, aber ich wusste: Das ist nichts Gutes.“Immer öfter verfiel die Mutter tagsüber in einen Dämmerzustand. Uwe: „Das Heroin machte sie müde. Wenn wir unterwegs waren, bestand meine Aufgabe darin, sie wach zu halten. Einmal passierte es beim Laternegehen mit der Schulklasse, dass sie an einer Ampel im Stehen einschlief. Ich rüttelte verzweifelt an ihrer Hand und schämte mich entsetzlich.“
Die Drogen-Geschäfte beim Stiefvater liefen, es gab zunächst keine materielle Not. „Doch die Eltern meiner Mitschüler bemerkten, dass bei uns was nicht stimmt. Sie verbaten ihren Kindern, mit zu mir zu kommen.“
Dann begann der Abstieg. Uwe: „Es ging rasant. Wir zogen nach Neuwiedenthal, das Geld war plötzlich knapp. Die Wohnung blieb im Rohzustand. Es gab keinen Teppich – später auch kein Essen.“Seine Mutter zuckte teilnahmslos mit den Schultern, wenn ihr Sohn sagte, dass er Hunger habe. Mittlerweile war sie nur noch Haut und Knochen. Das Heroin hatte sie zum Wrack gemacht. Ihr Blick war leer, das Haar hing strähnig ins Gesicht, verdeckte notdürftig blaue Flecken und Wunden. „Sie wurde von meinem Stiefvater verprügelt.“Während der Hüne auf die zierliche Frau eindrosch, ballte sich bei Uwe im Bauch die Wut zusammen. „Ich wäre am liebsten auf ihn los, hätte ihm alles, was er meiner Mutter und mir antat, mit den Fäusten heimgezahlt. Aber ich wusste: Er ist viel stärker. Niemals werde ich vergessen, wie sich diese Hilflosigkeit anfühlt.“
Uwe wurde zum Kämpfer. Er tapezierte sein Zimmer mit Bruce-LeePlakaten, meldete sich bei einer KungFu-Schule an. Er trainierte besessen, gewann Wettkämpfe. Norddeutscher Kung-Fu-Meister, Germany Cup, European Open, Grand Champion ... Die Pokale füllen heute Regale, sie sind stiller Ersatz nie geweinter Tränen.
Der Internet-Star sagt: „Weil ich weiß, wie es ohne Liebe ist, gebe ich Mina und Skylar davon so viel, wie es nur geht. Das schönste Geschenk für mich ist, dass ich mich auch angekommen und wirklich geliebt fühle.“