Laut und lebenslang gute Laune
Unkaputtbar: Frohsinnsmaschine und Schlagersänger Roberto Blanco wird heute 80 Jahre alt
München – Roberto Blancos überbordende Künstlichkeit, seine unbeirrbare, aufdringliche Fröhlichkeit hat immer schon irritiert. Wie kann das sein? Ein Mensch steht auf der Bühne, mit seinen knallfarbenen Sakkos und schillernden Westen sieht er aus wie ein bunter Gockel, dabei tanzt er hüftschwungleicht, unbeschwert und ausladend, als sei er alterslos, und grinst und feixt und sprüht vor guter Laune, dass es nur so kracht. Er ist laut. Immer.
Für den Mann ist keine Geste zu groß, aber auch keine Bühne zu klein. Ob Bierzelt, Ballermann oder Fernsehgala: Er tut, was er tun muss, er füllt jeden Raum mit einem Frohsinn, der wohl nur viril zu nennen ist. Ein Grenzüberschreiter, der nicht zwischen gutem und schlechtem Geschmack unterscheidet. Bei ihm wird alles gleich. Vor seinem Frohsinn sind alle gleich.
Kaum zu glauben, aber wahr, der Mann feiert heute seinen 80. Geburtstag. Selbstverständlich gibt es dazu auch eine Megaparty, wie er einer Zeitung in der ihm eigenen Unbescheidenheit anvertraute; von mindestens 400 Gästen will er sich nach dem Oktoberfest in seiner Wahlheimat München hochleben lassen. Vollkommen zu Recht, schließlich wäre der deutsche Schlager ohne ihn noch armseliger. Lieder wie „Ein bisschen Spaß muss sein“, „Heute so, morgen so“oder die Schnulze „Der Puppenspieler von Mexiko“gehören immer noch zu den Garanten launig-krachender Kurzweil. Roberto Blanco kam am 7. Juni 1937 in Tunis zur Welt. Vater, Zusammen Folklore-einem mit kubanischen und seinem Varieté-Künstler, und seiner Stiefmutter – die leibliche Mutter starb zwei Jahre nach seiner Geburt – kam er viel in der Welt herum, lernte Ägypten, Griechenland, Italien und die Türkei kennen. Ein Medizinstudium in Madrid brach er nach zwei Semestern ab. Zu seiner eigentlichen Berufung als Sänger kam er erst in Deutschland, wo er sich 1957 beim ARD-Wettbewerb „Dem Nachwuchs eine Chance“durchsetzte. Ein Jahr nach seinem Überraschungssieg wurde er Teil des Tour-Ensembles der berühmten Sängerin Josephine Baker und brachte seine erste von zahllosen Schallplatten heraus. Er trat im Fernsehen auf, war in Kinofilmen zu sehen. Irgendwann wurde er zum Dauergast in der ZDF-„Hitparade“– und bespaßte die ganze vergnügungsund schunkelwillige Republik.
Seine offensive Stimmungskanonen haftigkeit überdeckte auch so manche private Eskapaden. Als er sich 2012 von seiner langjährigen Frau Mireille trennte, kam es zu einem Rosenkrieg, in dessen Verlauf ihm sogar die Verhaftung drohte. 2013 heiratete der dreifache Vater die deutlich jüngere Luzandra Strassburg, eine gebürtige Kubanerin.
Politisch hält sich der Künstler weitgehend zurück. Bekannt sind seine Sympathien für die CSU. Dass ihn Bayerns Innenminister Joachim Herrmann unlängst als „wunderbaren Neger“titulierte, steckte Blanco indes locker weg. Der Mann hat Nehmerqualitäten.