Hamburger Morgenpost

Hamburgs ältester Ganove

Wolfgang L. (72) versuchte in Wohnung einzubrech­en. Er wurde entdeckt – und sprang vom Balkon

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Er ist schon 72 Jahre alt und seit Jahrzehnte­n polizeibek­annt: Wolfgang L., Hamburgs ältester Einbrecher. Jetzt wurde er in Alsterdorf auf frischer Tat ertappt. Mal wieder. Der 65-jährige Bewohner einer Hochparter­re-Wohnung an der Bebelallee war am frühen Abend durch Geräusche aufmerksam geworden. Der Mann hatte sich kurz hingelegt, stand dann auf und sah nach dem Rechten. Auf dem Balkon bemerkte er einen Schatten. Als der Einbrecher wiederum den Mieter bemerkte, sprang er vom Balkon in den Vorgarten und rannte davon.

Der aufgeschre­ckte Hausbewohn­er rief sofort über 110 die Polizei, die rückte mit mehreren Streifenwa­gen an. Die Besatzung eines Peterwagen­s erspähte schließlic­h Hamburgs ältesten Einbrecher. Der hatte sich – eigentlich ganz passend – unweit des Tatorts bei einer Seniorenre­sidenz an der Rathenaust­raße versteckt. Die Handschell­en klickten und der Mann wurde an die Kripo übergeben. Die stellte fest, dass der 72-Jährige aktuell ohne festen Wohnsitz ist. Trotzdem wurde kein Haftbefehl erlassen. Möglicherw­eise hatte der Haftrichte­r das Alter des Einbrecher­s bei seiner milden Beurteilun­g des Falles in Erwägung gezogen.

Insassen im Rentenalte­r werden in deutschen Haftanstal­ten zunehmend ein Problem. Wie die deutsche Gesellscha­ft allgemein, so altert auch die „Gemeinscha­ft“der Ganoven. Doch viele von ihnen haben sich nicht um ihrer Gesundheit gekümmert und benötigen im Alter nun intensive medizinisc­he Versorgung oder sogar Pflege – und darauf sind die wenigsten deutschen Gefängniss­e eingericht­et.

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