Hamburger Morgenpost

Kerems Krönung

Der Hoffenheim­er spricht über sein Debüt: „Es war recht kurz, aber schön“

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Sein Handy stand nicht mehr still. Kerem Demirbay hatte alle Hände voll zu tun, den Glückwunsc­h-Marathon nach dem 1:1 in Dänemark zu bewältigen. Kein Wunder, denn der ExHSV-Profi hat geschafft, wovon alle kleinen Jungs träumen: Er ist jetzt deutscher Nationalsp­ieler.

Er wollte eigentlich nur weg. Demirbay gab sich große Mühe, unerkannt aus dem Brøndby Stadion zu entkommen. Als einziges Mitglied des DFB-Teams hatte er die Kapuze seines Pullis tief ins Gesicht gezogen, aber das mit dem Verkleiden ist so eine Sache, wenn man gerade in die Beletage des deutschen Fußballs aufgestieg­en ist. Und Demirbay gehört seit Dienstagab­end dazu.

Kerems Krönung. Elf Monate nachdem der Mittelfeld­mann den HSV in Richtung Hoffenheim verließ, wurde er zum Nationalsp­ieler. Nach 76 Minuten wechselte Jogi Löw ihn als einen von sechs Debütanten (neben ihm noch Trapp, Stindl, Wagner, Younes, Plattenhar­dt) ein. „Ich bin sehr glücklich, dass ich mein Debüt geben durfte“, so der 23-Jährige. „War zwar recht kurz, aber schön!“

Soll dennoch nur der Anfang gewesen sein. Sonnabend geht es in Nürnberg gegen San Marino, danach wartet der Confed Cup in Russland. Demirbay, der in Dänemark sofort Bälle forderte und auffiel, ist den ganzen Sommer dabei. Doch er stellt sich hinten an, zumindest verbal. „Ich bin nur froh, hier zu sein“, sagt er. Wie viel Selbstvert­rauen wirklich in ihm steckt, lässt allerdings ein kleiner Nachsatz erkennen: „Es ist überragend, mit all diesen Jungs kicken zu dürfen. Aber kicken kann ich selbst ja auch …“

Das allein wird nicht reichen. Ob auch Demirbays Stimme internatio­nalen Ansprüchen genügt, muss sich noch zeigen. Wie es sich für Debütanten gehört, werden Löws Frischling­e in Kürze die Kollegen mit einem Liedchen erfreuen. Vielleicht Demirbays schwerste Probe. Die auf dem Platz hat er fürs Erste bestanden.

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