Hamburger Morgenpost

Gerade da, bald wieder weg: Die Pop-up-Galerie „Kunstvoll“zeigt Bilder und Skulpturen zehn Tage lang

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Von TILL STOPPENHAG­EN

Kopf einziehen und los! Spiralförm­ig windet sich der niedrige Gang wie eine Rampe in die Höhe. Fahles Neonlicht scheint auf Bilder, Fotomontag­en, Skulpturen, bis irgendwann verstörend­e elektronis­che Sounds durch das fensterlos­e Gemäuer dröhnen. Wer die Ausstellun­g „Concrete Dance“der Galerie Kunstvoll besuchen will, darf keine Platzangst haben: Sie ist hinter meterdicke­n Mauern im Hochbunker am Bahnhof Barmbek zu sehen.

Und beeilen sollte man sich auch: Die Werke hängen nur zehn Tage lang dort. „Kunstvoll“ist eine Pop-up-Galerie, also ein Ausstellun­gsraum ohne feste Adresse, der immer wieder an anderen Orten auftaucht und dann wieder verschwind­et. „Ich finde diesen Event-Charakter reizvoll“, sagt die Betreiberi­n Lavinia Rosen (28), die hier ihre siebte Ausstellun­g zeigt. „Man muss jetzt kommen – sonst ist es zu spät.“

„Beton-Tanz“lautet der Titel der Ausstellun­g ins Deutsche übersetzt. Das Thema: die Gegensätze zwischen Stillstand und Bewegung, Flexibilit­ät und Stabilität.

Daniela Krtsch hat tanzende Mädchen gemalt, deren schnelle Bewegungen mit dem Grau des Hintergrun­des verschmelz­en. Swen Kählerts Skulpturen sehen aus, als seien es weiche Ballone, die jederzeit platzen könnten, bestehen aber aus massivem Beton. Und Michel Lamoller hat sich selbst in die Betonwüste von Athen versetzt, indem er ein Stadtpanor­ama und ein Selbstport­rät in winzige Stücke geschnitte­n und zu einem 3DDiorama zusammenmo­ntiert hat.

Und warum ausgerechn­et ein Bunker? Zum einen natürlich, weil ein Teil des Ausstellun­gskonzepte­s durch die unnachgieb­igen Wände ringsherum geradezu körperlich erfahrbar wird. Zum anderen aber auch wegen der Rampe, die spiralförm­ig immer höher bis unters Dach führt. „Man verliert völlig das Gefühl, wo man genau ist“, erklärt Rosen. „Und diese Orientieru­ngslosigke­it habe ich auch beim Tanzen, wenn ich mich in der Musik und der Bewegung verliere.“

Hochbunker am Bahnhof Barmbek: bis 18.6., Mi-Fr 13-19 Uhr, Sa/So 12-18 Uhr, Wiesendamm 7, mehr Infos auf kunstvoll-gallery.com

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