Provokante und politische Kunst
In Kassel eröffnet heute die bedeutende Schau „Documenta“
Sie soll „inspirierend, verstörend, aufrüttelnd“sein – das wünscht sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) von der Kunstschau „Documenta“, die heute in Kassel beginnt. Ein „Spiegel all derjenigen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen, vor denen die Welt steht“.
Dass Kunst und Politik aktuell enger denn je verflochten sind, zeigt sich bereits bei der Eröffnung – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und sein griechischer Kollege Prokopis Pavlopoulos werden diese übernehmen.
Die „Documenta 14“provoziert mit Kunstaktionen wie Scheinerschießungen, Performances mit scheinbar leblos herumliegenden Tänzern oder einem Panzer aus Pappmaché. Auch die Hauptattraktion der Schau hat einen politischen Aspekt: Der „Parthenon der Bücher“auf dem Friedrichsplatz ist 70 Meter lang, 30 Meter breit und 20 Meter hoch und hat damit in etwa die Maße des antiken Parthenon-Tempels auf der Akropolis in Athen. Er ist behängt mit Zehntausenden Büchern, die irgendwo in der Welt verboten sind oder waren. Geschaffen hat ihn die 74-jährige Marta Minujín aus Argentinien.
Was die aktuelle „Documenta“generell nicht ist: jung. Von den über 230 ausgestellten Künstlern sind mehr als 60 bereits tot. Erst im März starb Beau Dick, ein indigener Kanadier, dessen rituelle Masken Aufsehen erregten. Kein Teilnehmer ist unter 30. Jünger als 40 Jahre sind nur etwa ein Dutzend Künstler. Dafür sind viele hochbetagte Künstler dabei: Allein drei Teilnehmer sind 90 Jahre und älter: Die wohl älteste Künstlerin dürfte die 96 Jahre alte Choreografin Anna Halprin sein.
Aber unabhängig vom Alter der Künstler: So viel frische Kunst auf einem Fleck wie in Kassel gibt’s in Deutschland nirgends! „Documenta 14“: Bis 17.9., Kasseler Innenstadt, Tageskarte: 22 Euro, Info: www.documenta.de