Hamburger Morgenpost

Angst vor dem Huren-Killer

Zwei Prostituie­rte wurden innerhalb weniger Tage in Nürnberg ermordet. Polizei sucht nach einem Serientäte­r

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Nürnberg – Ermordete Prostituie­rte in Bayern: die 30-jährige Yvonne N. aus Nürnberg, Panagiota K. (35) aus Regensburg und zwei in einer Nacht getötete Frauen in Hof. Die Taten wurden noch nicht aufgeklärt oder erst nach Jahrzehnte­n. Auch in zwei aktuellen Fällen in Nürnberg tappt die Polizei noch im Dunkeln.

In der 500 000-Einwohner-Stadt in Bayern sind innerhalb weniger Tage zwei Prostituie­rte getötet worden: Am Abend des 24. Mai wurde eine 22-jährige Rumänin ermordet, am Pfingstmon­tag eine 44 Jahre alte Chinesin. „Todesursac­he war in beiden Fällen Gewalt gegen den Hals“, sagt Bert Rauenbusch vom Polizeiprä­sidium Mittelfran­ken zur MOPO. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um denselben Täter handelt. „Das schließen wir aus der Todesursac­he und den Auffindesi­tuationen an den Tatorten“, so Rauenbusch weiter.

Beide Frauen waren erst seit Kurzem in Nürnberg, und beide Taten ereigneten sich in sogenannte­n Modellwohn­ungen. Diese Einzimmer-Apartments in Mehrfamili­enhäusern werden von den Prostituie­rten meist nur für kurze Zeit angemietet. Viele der Frauen halten sich nur kurz in einer Stadt auf. Sie reisen europaweit herum. Dies erschwert die Ermittlung­en: Oft kannten die Opfer noch niemanden in der Stadt. Alles spielt sich anonym ab. Die Aussageber­eitschaft im Rotlichtmi­lieu ist nicht die beste. „Auch weil die Frauen Angst haben“, so Rauenbusch.

Warum töten Männer Prostituie­rte? „Da gibt es ganz unterschie­dliche Gründe“, sagt Kriminolog­e Prof. Dr. Helmut Kury, emeritiert­er Professor für forensisch­e Psychologi­e in Freiburg, zur MOPO. „Einmal der bestehende Hass gegenüber Frauen, aber auch moralische Gründe. Dabei kommt es zu zwei Dimensione­n: Gewalt und Sexualität. Oft empfindet der Täter sexuelle Lust, wenn er einer Frau Gewalt antut oder sie tötet.“Gerade Prostituie­rte zählen zur Gruppe mit hohem Opferrisik­o. „Besonders Frauen aus dem Ausland gelten für Täter als Menschen 2. Grades.“

Es handele sich um einen Menschen mit wenig emotionale­r Schwingung­sfähigkeit, so Kury. „Man sieht ihm die Taten nicht unbedingt an, wenn er lächelnd über die Straße geht. Die Täter, 20 bis 50 Jahre alt, kommen oft aus allen Milieus“,

sagt Kury. „Der Mann ist hochgefähr­lich, man muss davon ausgehen, dass er wieder einen Mord begeht.“

Viele der Sexarbeite­rinnen in der Stadt sind jetzt verängstig­t, meint Sandra Ittner von „Kassandra“, der Nürnberger Beratungss­telle für Prostituie­rte. Dennoch wolle keine von ihnen aufhören zu arbeiten. Viele der ausländisc­hen Frauen verstünden die deutschen Berichte auch nicht.

Deshalb hat die Nürnberger Polizei gestern eine Informatio­nskampagne gestartet. „Wir haben Fahndungsa­ufrufe in fünf Sprachen in den Häusern und in Rotlichtvi­erteln verteilt“, erklärt Rauenbusch. „Außerdem haben wir die SoKo Himmel eingericht­et. 30 Beamte arbeiten rund um die Uhr im Schichtsys­tem an der Aufklärung der Fälle.“Das bayerische Landeskrim­inalamt hat für die Aufklärung der Straftaten eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt.

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Der Fahndungsa­ufruf der Nürnberger Polizei in fünf Sprachen

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