Hamburger Morgenpost

Kultfigur Klauck macht Schluss

Das 82-jährige „Mädchen für alles“sagt leise „Tschüs“Viele Stars hat er begleitet und manchen Euro spendiert

- Von St. Pauli berichtet BUTTJE ROSENFELD r.rosenfeld@mopo.de

Er wird eine große Lücke im Verein hinterlass­en: St. Paulis Kultfigur Hermann Klauck zieht sich nach 44 Jahren erfolgreic­her Arbeit beim Kiezklub zurück. Der 82-Jährige sagt ganz leise „Tschüs“.

Er startete 1972 als Spielervat­er, der bei jeder Partie seines Sohnes Torsten zusah, wurde schnell Betreuer nicht nur von dessen Jugendmann­schaft. Als es St. Pauli nach dem Lizenzentz­ug 1979 schlecht ging, war Klauck da. 1981 hielt er die OberligaMa­nnschaft zusammen, managte die „Erste“von 1984 bis 1986, zwischendu­rch auch in der 2. Liga. Von 1991 bis 1993 unterstütz­te er als VizePräsid­ent den mächtigen Vereinsbos­s Heinz Weisener, doch den überwiegen­den Teil seiner Zeit am Millerntor widmete er „seinen“ Amateuren, die längst die U23 ist.

Klauck setzte die von den Trainern gewünschte­n Transfers um, kümmerte sich als „Mädchen für alles“u. a. um Wohnungen und Jobs für die Akteure, Termin-Absprachen und um die Reisen.

Dies war meist zeitaufwen­dig und harte Arbeit, obwohl Klauck bis in den Ein-

tritt ins Rentenalte­r hauptberuf­lich Chef-Autoverkäu­fer bei Raffay gewesen ist. Klagen waren von ihm gleichwohl nicht zu hören. Im Gegenteil: „Es hat mir ja immer Spaß gemacht, die jungen Menschen um mich herum haben mich selbst jung gehalten.“

Die ersten 37 Jahre hat er überhaupt kein Geld kassiert, danach hat er sich mit geringen Aufwandsen­tschädigun­gen zufriedeng­egeben. Klauck steuerte nicht selten etwas aus eigener Tasche bei. Lächelnd erzählt er: „Die Busse für Auswärtssp­iele mussten oft im Voraus bezahlt werden. Manchmal habe ich das Geld vom Verein wiederbeko­mmen, manchmal aber auch nicht. Ich habe so manche D-Mark und so manchen Euro spendiert.“

Sein Wirken hat stets im Hintergrun­d stattgefun­den. Sein Motto: „Man darf sich selbst niemals zu wichtig nehmen.“Er hat Kiezkicker geholt, gefördert, auf dem Weg nach oben zu den Profis begleitet. Darunter Deniz Baris, Matthias Scherz, Fabian Boll, Jürgen Gronau, André Golke, Ivan Klasnic oder Christian Rahn.

Jetzt war es Zeit zum Rückzug. Von einem Schlaganfa­ll vor zwei Jahren hat er sich nicht komplett erholt: „Danach war ich nicht mehr ganz der Alte. 100 Prozent waren nicht mehr drin. Jetzt ist ein guter Moment, sich zurückzuzi­ehen. Man muss auch loslassen können.“

Das tue er guten Gewissens. Denn U23-Coach Joachim Philipkows­ki, den er schon als Spieler der BraunWeiße­n klasse fand, habe alles im Griff: „Die Jungs sind bei ihm gut aufgehoben. Piepel ist der richtige Mann, um die Talente zu fördern.“

Außerdem gehe er nicht so ganz: „Wenn man meinen Rat will, stehe ich zur Verfügung. Ich werde nie mit dem Verein abschließe­n.“Sein Mehr an Zeit will er mit seiner geliebten Ehefrau Uschi (80) verbringen, mit der er seit 58 Jahren verheirate­t ist. Sie ist für ihn „immer noch mein junges Mädchen“.

Über die großen Präsidente­n Wolfgang Kreikenboh­m, Otto Paulick, Heinz Weisener oder Corny Littmann sagt Klauck: „Sie waren Glücksgrif­fe für den FC St. Pauli.“Da gilt mit Sicherheit auch für ihn selbst.

„Die jungen Menschen um mich herum haben mich jung gehalten.“Hermann Klauck

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Hamburger Legenden unter sich: Zusammen mit der großen Heidi Kabel präsentier­te Klauck im Jahr 1984 einen Pokal für einen wohltätige­n Zweck. Da geht’s lang! Oder da! Nee, doch da! Hermann Klauck (l.) mit modischem Jackett in seiner Zeit als...

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