„Was hier passiert,
Lange Schlangen und lange Gesichter vor den Vorverkaufsstellen Manche Käufer campierten 16 Stunden lang vergeblich für Karten
Anna-Maria Eulenberger ist „fertig mit den Nerven“, wie sie sagt. Unglaubliche 16 Stunden lang hat die 69-Jährige vor dem Brahms-Kontor für Elbphilharmonie-Tickets Schlange gestanden. Doch so richtig freuen kann sie sich über ihre zehn Karten nicht – zu tief sitzt der Ärger. Der Vorverkauf für Hamburgs Vorzeige-Konzerthaus lief schon wieder nicht reibungslos.
„Dass ich lange warten würde, war mir klar“, sagt Eulenberger. „Was ich schlimm fand, war: Obwohl ich als erste in der Schlange stand, konnte ich die Karten für das Konzert von Philippe Jaroussky und für einige NDR-Konzerte nicht kaufen, weil die Verkäuferin nicht auf den Server kam. In den 25 Minuten, die ich in der Vorverkaufsstelle war, habe ich die totale Hilflosigkeit erlebt. “
Draußen herrschte bereits aggressive Stimmung, weil viele andere Käufer dachten, die Bahrenfelderin habe sich nicht entscheiden können. Auch andere Kunden waren sauer: „Pro Person dauert das etwa eine halbe Stunde, so geht das nicht“, schimpft Katharina von Pentz aus Harvestehude weiter hinten in der Schlange vorm BrahmsKontor.
„Was hier passiert, ist doch fürchterlich“, sagt Gerhard Wallmeyer (65) aus Seevetal, der seit 5.30 Uhr in der Schlange steht. „Wir wussten genau, was wir wollen, und dachten, das geht ratzfatz. Das ist extrem frustrierend.“Zumindest wurde den Wartenden kostenlos Wasser ausgeschenkt.
Dabei sollte nach den Serverabstürzen, dem stundenlangen Warten in den Online-Ticketshops und dem endlosen Schlangestehen vor den Vorverkaufsstellen dieses Mal alles anders sein. Die großen Konzertveranstalter, die in der Elphi aktiv sind, hatten sich auf einen gemeinsamen Vorverkaufsstart geeinigt. 100000 Tickets auf einen Schlag auf dem Markt: Das sollte die Masse der Kartenbestellungen auf mehrere Schultern verteilen.
Außerdem führte der Elphi-eigene Konzertveranstalter Hamburg Musik beim Online-Verkauf erstmals ein Losverfahren ein: Alle Interessenten haben noch bis zum 1. Juli Zeit, Tickets für ihre Wunschkonzerte zu bestellen, danach wird ausgelost, wer was bekommt. So soll vermieden werden, dass alle Käufer panikartig den Server mit Bestellungen bombardieren und damit zum Absturz bringen.
„Unsere Server haben gehalten“, versichert ElphiSprecher Tom R. Schulz gegenüber der MOPO. Bei dem besagten JarousskyKonzert, einer Koproduktion mit der Konzertdirektion Goette, sei der Vorverkauf aber über einen Server des Ticketvertriebs CTS gelau-
„Ich habe beim Vorverkauf die totale Hilflosigkeit erlebt.“Anna-Maria Eulenberger