Zahlungsunfähig? Air Berlin
Angeschlagene Airline muss rund 3800 Kunden wegen Verspätung entschädigen
London – Trotz der PleiteGerüchte fliegt Air Berlin tapfer weiter. Der neue Boss Thomas Winkelmann bestritt auf der Hauptversammlung der Aktionäre in London alle Behauptungen, wonach die Airline zahlungsunfähig ist. „An unserer Aussage vom April ,Die Liquidität des Unternehmens ist gesichert‘ hat sich nichts geändert“, betonte Winkelmann am Flughafen Heathrow.
Wie schlimm steht es um die Airline? Das Eigenkapital ist längst verflogen, die Nettofinanzschulden sollen bei 1,1 Milliarden Euro liegen, so das „Handelsblatt“.
Wie kann Air Berlin dann überleben? Großaktionär Etihad hat der angeschlagenen Airline im April in einem „Letter of Support“
weitere Unterstützung für mindestens 18 Monate zugesagt. Darauf stützt sich Air Berlin. Die arabische Gesellschaft, die 29,2 Prozent der Anteile an den Berlinern besitzt, hält das Unternehmen seit Jahren mit Finanzspritzen in der Luft. Warum dann die Anfrage nach einer Bürgschaft bei den Ländern Nordrhein-Westfalen, Berlin und beim Bund? Die Voranfrage auf Prüfung einer Bürgschaft gehöre „zu unserer
vorausschauenden Unternehmensführung“, beteuert Winkelmann. „Wir loten alle Möglichkeiten aus – für alle Fälle.“
Wie kam es zu der Krise? Air Berlin macht seit der Gründung Verlust. Die Verhandlungen zwischen Etihad und dem TUI-Konzern über eine gemeinsame Ferienfluggesellschaft der Air-Berlin-Tochter Niki mit TUIfly platzten. Unklar ist, ob die Lufthansa Air Berlin übernehmen will, falls Etihad die Schulden begleicht. Möglich ist auch, dass die Lufthansa, ebenso Ryanair und EasyJet, nur an den Landerechten interessiert ist.
Was wird aus den zahlreichen Klagen wegen der Verspätungen?
Das Inkassoportal „Fairplane“geht davon aus, dass Air Berlin rund 3800 Kunden wegen Flugausfällen oder Verspätungen entschädigen wird. Der Kunde könne Ausgleichszahlungen „in Höhe von 250, 400 oder 600 Euro“, je nach Länge der Strecke, einfordern. Laut Winkelmann sind die Zuverlässigkeits-Probleme behoben, seit dem 1. Juni sei der Flugplan stabil.