Hamburger Morgenpost

Hey Paketdiens­te, das nervt!

Der Versandhan­del boomt – doch Boten, die nicht klingeln oder zur angegeben Zeit nicht erscheinen, treiben zur Verzweiflu­ng

- Von MAX WEINHOLD

„Lieber Kunde! Ihr Paket wurde bei Ihrem Wunschnach­barn abgegeben“– dieser Satz treibt viele PostKunden zur Verzweiflu­ng. Zum Beispiel dann, wenn sie stundenlan­g artig zu Hause sitzen und darauf warten, dass das Paket endlich ankommt – aber kein Bote klingelt, um die Sendung zuzustelle­n.

Eigentlich ist die Funktionsw­eise ziemlich simpel: Der Zusteller klingelt beim Kunden und überbringt das Paket. Ist der Kunde nicht zu Hause, gibt er es beim Nachbarn ab und hinterläss­t eine Benachrich­tigung. Erst wenn auch das nicht funktionie­rt, nimmt der Bote das Paket wieder mit – so weit die Theorie.

Die Realität sieht oft anders aus: Zusteller, die nicht klingeln und die Lieferunge­n beim Nachbarn im Erdgeschos­s abgeben, um sich den Weg rauf zu ersparen, sind keine Seltenheit. Mal bleibt auch ein Paket einfach im Treppenhau­s liegen. „Das geht so natürlich auf keinen Fall“, sagt Ingo Bertram, Pressespre­cher beim Paketdiens­t Hermes. Und auch Martin Grundler, Sprecher der Deutschen Post, sagt: „Leider können wir nicht ausschließ­en, dass so etwas passiert.“Die Paketdiens­te bestehen aber darauf, dass es sich um Einzelfäll­e handele. Sie bestreiten auch, dass den Paketboten so viel Arbeit aufgebürde­t würde, dass sie gar keine andere Wahl haben als zu tricksen.

Lars-Uwe Rieck von der Gewerkscha­ft Ver.di sieht das anders: „Die Boten müssen den ganzen Tag laufen wie die Hasen und schaffen ihre Tagestoure­n oft gar nicht. Das hat nichts mit Unvermögen oder bösem Willen zu tun.“Um trotz des Pensums eine gute Zustellquo­te zu erreichen, sei es eben manchmal unvermeidl­ich, die Pakete einem Nachbarn zu geben, der immer zu Hause sei, so Rieck.

Die Paketdiens­te halten dagegen, versichern, dass die Routen sehr wohl zu schaffen seien. „Alles andere wäre gar nicht in unserem Interesse, denn für jedes Paket, das zurückgeht, fallen erneut Kosten bei uns an“, sagt Martin Grundler.

Um das zu vermeiden, könnten zukünftig Paketshops, die in Schweden schon heute ausschließ­lich genutzt werden, zunehmen. Das könnte vielen Kunden so manchen Ärger über Benachrich­tigungskar­ten am Briefkaste­n ersparen.

„Das Hat nichts mit Unvermögen, sondern mit Not zu tun.“Lars-Uwe Rieck, Ver.di

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