Familienkrieg nach dem Tod der Ehefrau
Das Verhältnis zu den Söhnen Peter und Walter war zerrüttet
Oggersheim – Dauerlächeln, dezentes Kostüm, festgesprayte Frisur – 16 Jahre lang war Hannelore Kohl die Frau an der Seite des übermächtigen Kanzlers, den sie mit 15 in der Tanzschule kennenlernte. Anfangs, als Helmut Kohl in Bonn noch als Provinzler galt, stand sie im Ruf einer „Barbie aus der Pfalz“. Doch nach und nach gewann sie an Statur, vor allem durch ihre Arbeit in einer Stiftung für Hirnverletzte. Dann, der Schicksalsschlag. Die Frau des Kanzlers erkrankte an einer Lichtallergie, Folge einer PenicillinÜberdosis. Sie konnte das Haus kaum noch verlassen, fühlte sich zusehends einsam, wurde depressiv. Am 5. Juli 2001 verübte die ExKanzlergattin Selbstmord.
Für den Kohl-Biografen Heribert Schwan lag die Ursache für den Freitod auch im Verhältnis zu Kohl und vor allem in der Spenden-Affäre, die die Familie jahrelang belastete. „Händeringend bat sie ihren Mann, die Namen der Spender zu nennen, um Schaden von der Familie abzuwenden“, schilderte Schwan der „FAZ“. „Die drohende Hausdurchsuchung, dass die Hannelore-Kohl-Stiftung in zum Teil unverschämter Weise in den Skandal hineingezogen werden sollte, dass sie auf der Straße angespuckt und als Spendenhure bezeichnet wurde – das war für sie nicht mehr auszuhalten.“„Ohne die Spendenaffäre wäre Hannelore und Helmut Kohl 1990 bei den Feiern zur Einheit Mutter nicht tot“, sagte Sohn Walter Kohl später rückblickend.
Zu einem regelrechten Familienkrieg artete das Verhältnis von Kohl zu seinen beiden Söhnen aus, vor allem nachdem der Altkanzler seit 2005 mit der 34 Jahre jüngeren Volkswirtin Maike Richter zusammenlebte. Die „Neue“errichtete eine Art „Mauer“um Kohl, schirmte ihn sehr effektiv ab. Kohls Söhne Walter und Peter waren nicht zur Hochzeit eingeladen. 2011 veröffentliche Walter Kohl seine Abrechnung mit dem übermächtigen Vater, den er als kalten Machtmenschen schilderte.