Der einsamste „Elder Statesman“der Welt
Im Rollstuhl, krank und beschäftigt mit Rechtsstreitigkeiten: Kohls letzte Jahre
Ludwigshafen – Ruhig war es in den letzten Monaten geworden um Helmut Kohl. Es ging ihm gesundheitlich schlecht, berichten Vertraute.
Die letzten Tage seines Lebens saß der 87-Jährige bei schönem Wetter noch gern im Garten seines Bungalows in der Marbacher Straße 11 im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim. Im Rollstuhl, an den er seit seiner Knie-OP im Jahr 2008 gebunden ist. Ein Sturz und als Folge dessen ein schweres Schädel-Hirn-Trauma hatten die Bewegungsfähigkeit des Altkanzlers stark eingeschränkt. Seine Frau Maike Kohl-Richter sei stets bei ihm gewesen. Sonst kaum jemand.
Zuletzt für Schlagzeilen hatte Kohl im April dieses Jahres gesorgt. Mal wieder ging es um einen juristischen Streit, dieses Mal mit seinem ehemaligen Vertrauten und Ghostwriter, dem Journalisten Heribert Schwan.
Der Streit hatte sich an Schwans Buch über Hannelore Kohl entzündet. Kohls Ehefrau hatte sich in den Jahren vor ihrem Suizid in vertraulichen Gesprächen dem Journalisten geöffnet. Das daraus entstandene Buch („Vermächtnis“) enthielt manche Andeutungen und Äußerungen, die das bis dahin vorherrschende Bild über Kohl veränderten. Kohl klagte.
Im April wurde Schwan dazu verdonnert, dem Altkanzler eine Million Euro wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte zu zahlen. Es war das vorerst letzte Mal, dass Kohl für Nachrichten sorgte. Mit Parteifreunden und ehemaligen Mitstreitern hatte Kohl keinen Kontakt mehr.
Einer der Letzten, die er empfing, war vor einem Jahr ausgerechnet der umstrittene ungarische Regierungschef (und Merkel-Kritiker) Viktor Orbán gewesen.
Kohl, den Europäer, und Orbán, der gern nationale Eigenheiten betont, verbindet seit Jahrzehnten eine Freundschaft.