Das Debakel mit der Klappbrücke
Wilhelmsburg Noch immer fahren keine Güterzüge über die Rethe
Der Schierlings-Wasserfenchel sieht unscheinbar aus – tatsächlich gibt es die seltene Wasserpflanze aber nur in der Tideelbe. Von STEPHANIE LAMPRECHT
Seit fast einem Jahr fließt der Autoverkehr über die neue Retheklappbrücke. Damals versprach die HPA, dass bald auch Güterzüge über das 175-Millionen-Euro-Bauwerk fahren könnten. Ein Jahr später ruckeln die Züge immer noch über die alte Hubbrücke wie seit 83 Jahren. Was ist da los?
Seit einem Jahr spricht man bei der Hafenbehörde HPA (Hamburg Port Authority) von „kleineren Restarbeiten“an der Klappbrücke, die Neuhof mit der Elbinsel Hohe Schaar (Wilhelmsburg) verbindet. Neuer Termin für die Freigabe für Züge: Ende 2017. Es ist höchste Eisenbahn: Die 83 Jahre alte Hubbrücke ist marode und hält dem Zugverkehr nicht mehr lange stand.
Das Problem an dem supermodernen Neubau: Noch immer funktioniert das Schienenscharnier zwischen Straße und Brückenklappen nicht. Hinter vorgehaltener Hand heißt es im Hafen schon, dass die Bahn die Brücke „nie abnehmen“wird.
Die „große Klappe“ist so etwas wie die Elbphilharmonie in Hafen: Ursprünglich war die Fertigstellung für 2011 geplant. Die Kosten stiegen von 95 Millionen auf nun 175 Millionen. Und wie das Konzerthaus ist die Brücke ein Einzelstück: „Das ist die größte Klappbrücke Europas“, so der HPA-Sprecher Kai Gerullis, „wenn die erst mal in Betrieb ist, wird sich jeder freuen, dass wir so eine zukunftsfähige Brücke im Hafen haben.“
Warum braucht der Hafen überhaupt so ein Rekordbauwerk? „Damit in Zukunft Schiffe mit unbegrenzt hohen Aufbauten einfahren können“, erklärt der HPASprecher. Kommende Woche befasst sich der Rechnungsprüfungsausschuss der Bürgerschaft mit der Nicht-Klapp-Brücke.