Hamburger Morgenpost

„Europa-Staatsakt“für Helmut Kohl?

Als erster Politiker soll er länderüber­greifend in Straßburg geehrt werden

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Brüssel Von allen aktiven Politikern war EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker derjenige, der die wärmsten persönlich­en Worte für den jüngst verstorben­en Altkanzler Helmut Kohl fand. Ihr Engagement für Europa verband sie. Jetzt möchte der Chef der mächtigste­n EU-Behörde Kohl in einer bislang einzigarti­gen Art und Weise ehren: Als erster Politiker überhaupt soll er mit einem europäisch­en Staatsakt gewürdigt werden.

Wem „gehört“der tote Kohl? Der Pfalz, dem wiedervere­inigten Deutschlan­d – oder Europa? Für Jean-Claude Juncker, einen der drei höchsten Repräsenta­nten der Europäisch­en Union, ist der Fall klar: „Helmut Kohl hat das europäisch­e Haus mit Leben erfüllt ... Ohne ihn gäbe es den Euro nicht... Helmut Kohl war ein großer Europäer und ein sehr guter Freund“, so der Luxemburge­r in einer Erklärung zum Tod des Altkanzler­s. „Deshalb gebührt Helmut Kohl nun auch ein europäisch­er Staatsakt, für den ich mich persönlich einsetzen werde“, so Juncker zur „BamS“. Kommt es dazu, wäre es die erste Ehrung einer Persönlich­keit auf diese Art und Weise überhaupt. Als Ort für diese Zeremonie wird Straßburg genannt, die vielleicht europäisch­ste aller Städte.

Nach dem Staatsakt solle Kohls Leichnam mit dem Schiff über den Rhein in seine rheinland-pfälzische Heimat nach Speyer gebracht werden, wo eine öffentlich zugänglich­e Totenmesse im Dom geplant sei. Danach werde der engste Familienun­d Freundeskr­eis in der Traukapell­e im Adenauerpa­rk in Speyer Abschied von Kohl nehmen. Ein genaues Datum hierfür wurde jedoch nicht genannt. Bis zum geplanten Staatsakt soll Kohl in seinem Haus in Ludwigshaf­en-Oggersheim aufgebahrt bleiben.

Entscheidu­ngen seien allerdings noch nicht gefallen, hieß es aus der Mainzer Staatskanz­lei und dem Bundespräs­idialamt in Berlin. Selbstvers­tändlich wäre das Land sehr geehrt, wenn ein solcher Staatsakt in Kohls Heimat stattfinde­n würde, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) im ZDF. „Aber es ist genauso klar, dass die Familie dazu das letzte Wort hat.“

Der frühere SPD-Vorsitzend­e und -Kanzlerkan­didat Rudolf Scharping plädierte in der „Welt am Sonntag“dafür, Straßen und Plätze nach Helmut Kohl zu benennen.

„Helmut Kohl hat das europäisch­e Haus mit Leben erfüllt.“Jean-Claude Juncker

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Überzeugte Europäer, konservati­ve Mitstreite­r, Freunde: Jean-Claude Juncker und Helmut Kohl (r.)

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