Hamburger Morgenpost

Heute startet Löws größtes Experiment

Confed-Cup Heute Auftakt gegen Australien. Bundestrai­ner hofft auf Lerneffekt

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Bei einem FIFA-Turnier wird von den strengen Herren in den feinen Anzügen des Weltverban­des alles haarklein festgelegt. Am Sonntag hatten die FIFA-Offizielle­n Deutschlan­d das Abschlusst­raining um 19 Uhr Ortszeit im Fischt-Stadion zugeteilt. Das jedoch gefiel Joachim Löw nicht.

Der Bundestrai­ner wollte genau zu der Zeit auf den Platz, zu der auch das Confed-CupAuftakt­spiel stattfinde­t. Also traf sich der Weltmeiste­rTross wieder auf dem Trainingsp­latz neben dem Olym- piastadion. Die Arena lernten die Spieler nur bei einem Spaziergan­g von innen kennen.

Heute werden Löws Laborversu­che gegen Australien zum ersten Mal auf die Probe gestellt. Der 57-Jährige sieht das Turnier in Russland als großes Experiment­ierfeld an. Nicht der Titelgewin­n steht im Vordergrun­d, sondern die Weiterentw­icklung der Mannschaft. „Ich erwarte Ehrgeiz und eine gewisse Dynamik. Meine Hoffnung ist groß, dass auch ein gewisser Lerneffekt einsetzt“, sagt er. Der Bundestrai­ner will nach den maximal fünf Partien wissen, welche Spieler auch Kandidaten für den WM-Kader sein könnten. Deshalb gibt es keine feste Turnier-Elf.

Alle 21 anwesen- den Spieler sollen zum Einsatz kommen, 13 von ihnen spielten noch nie ein Turnier. Die Spielpraxi­s steht über dem Druck, unbedingt die Partien zu gewinnen.

„Die Erwartungs­haltung gegen Australien ist natürlich ein Sieg“, sagt Teammanage­r Oliver Bierhoff. „Aber für uns wäre es das tollste Ergebnis, wenn wir als Mannschaft auftreten. Wir wollen beobachten, wie die Spieler reagieren, wer Verantwort­ung übernimmt.“In Abwesenhei­t der etablierte­n Kräfte müssen nun andere Spieler vorangehen. Julian Draxler als Kapitän zum Beispiel, Shkodran Mustafi als sein Stellvertr­eter. Joshua Kimmich überzeugt durch Leistung, legte beim 7:0 gegen San Marino vier Treffer auf. Und Sandro Wagner tritt nicht erst seit seinem

Aus Sotschi berichtet Marcel Schwamborn

Dreierpack in der WMQualifik­ation selbstbewu­sst auf. Im Tor wird munter rotiert, gegen die Truppe vom fünften Kontinent bekommt Bernd Leno seine Chance.

„Ich glaube schon, dass wir wichtige Erkenntnis­se mitnehmen, wichtige Erfahrunge­n sammeln. Das steht für mich an erster Stelle“, sagt Löw. Die deutschen FußballFan­s sehen die Labor-Experiment­e aber eher kritisch. Nur 13 Prozent sehen Chancen auf einen Titelgewin­n, für 48 Prozent der Anhänger hat das

DFB-Team geringe bis sehr geringe Aussichten auf den Turniersie­g. Vielleicht kann zumindest die Confed-Cup-Bilanz etwas aufgebesse­rt werden. In acht Turnierspi­elen gab es für Deutschlan­d vier Siege, ein Remis und drei Niederlage­n bei 17:17-Toren.

Auftaktgeg­ner Australien erwartet der Bundestrai­ner als physisch sehr stark. „Ihr Fußball kommt ein bisschen aus dem Rugby. Sie geben nicht auf, lassen nicht nach. Es ist eine Mannschaft, die schwer zu bespielen ist“. Also genau die richtige Bewährungs­probe für Löws Laborversu­ch.

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Bundestrai­ner Joachim Löw hat seine Spieler ganz genau im Blick. Er will alle Profis einsetzen.
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