Helmut Kohls Erbe: Jetzt gibt’s Zoff
Werden die letzten Geheimnisse des Altkanzlers öffentlich?
Berlin – Kommen jetzt Helmut Kohls letzte Geheimnisse ans Licht – wie zum Beispiel die Namen der Spender, die der am Freitag gestorbene Altkanzler (✝ 87) um keinen Preis der Welt verraten wollte? Die Antwort ist abhängig davon, wer den Streit um Kohls Erbe gewinnt.
Aufzeichnungen, Notizen, Briefe, Fotos – im Laufe seines langen Politikerlebens hat Helmut Kohl eine Menge Dokumente gesammelt. Was damit geschehen soll – offen.
Bisher wird dieser Nachlass von Maike Kohl-Richter, der früheren Referentin im Kanzleramt und späteren Ehefrau des Altkanzlers, verwaltet.
Doch auch andere stellen jetzt Ansprüche auf Kohls Erbe. Zum Beispiel die KonradAdenauer-Stiftung. Deren einstiger Vorsitzender, der frühere thüringische Ministerpräsident Bernhard Vogel, sagte, die politische Tätigkeit Kohls sei „keine alleinige Familienangelegenheit, und auch der Nachlass kann nicht nach Gutdünken weggesperrt werden“.
Kohl hatte der Konrad-Adenauer-Stiftung bereits Unterlagen aus seiner politischen Laufbahn überlassen. Die wurden allerdings 2010 wieder abgeholt und in sein Haus in Oggersheim gebracht.
Auch das Bundesarchiv in Koblenz erhebt Anspruch auf die Unterlagen – zumindest die, die aus der Zeit von Kohls Kanzlerschaft stammen.
Die Kulturbeauftragte der Bundesregierung, Monika Grütters (CDU), schlägt vor, für Kohl eine Bundesstiftung zu gründen. „Wir werden sicherlich dazu in absehbarer Zeit Vorschläge unterbreiten“, bekräftigte die Staatsministerin gegenüber dem „Spiegel“. Kohl sei ein herausragender deutscher und europäischer Politiker gewesen. Da er sich für Berlin als Hauptstadt eingesetzt habe, sollte die Stiftung „meines Erachtens eine Adresse in Berlin haben“.
Sollte der Nachlass für wissenschaftliche Untersuchungen freigegeben werden, könnte das ein völlig neues Licht auf Helmut Kohl werfen – sowohl was seine Kanzlerschaft betrifft als auch sein Privatleben mit dem erbitterten Familienstreit mit seinen Söhnen Walter und Peter, dem Tod seiner früheren Ehefrau Hannelore. Allerdings: Das letzte Wort dürfte Maike KohlRichter haben.
„Der Nachlass kann nicht nach Gutdünken weggesperrt werden.“Bernhard Vogel