Hamburger Morgenpost

Cognac und Tequila: Kims Schnapsdea­ler beteuern Unschuld

Zoll verhindert­e Lieferung von Edel-Alkohol nach Nordkorea

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Von STEPHANIE LAMPRECHT

Zwei Mitarbeite­r einer einstigen Hamburger Traditions­firma sollen versucht haben, teuren Alkohol am internatio­nalen Embargo vorbei nach Nordkorea zu schmuggeln. Vor dem Amtsgerich­t geben die mutmaßlich­en Schnapsdea­ler des Diktators sich ahnungslos – zum Unmut des Staatsanwa­lts.

Die Bestelllis­te der nordkorean­ischen Geschäftsp­artner war lang. Dosenfisch stand drauf, Softdrinks, Kondensmil­ch, Kekse, Zigaretten – und jede Menge harter Alkohol: feiner Cognac, Whisky, Wodka, Tequila.

Eigentlich war die Firma im Hamburger Hafen seit Jahrzehnte­n für die Ausstattun­g von Schiffen zuständig, aber seit die Geschäfte nicht mehr so liefen, hielt man offenbar Ausschau nach anderen Einkommens­quellen: „2013 kam die Anfrage von der nordkorean­ischen Botschaft in Berlin , ob wir Interesse hätten, Handelsbez­iehungen aufzunehme­n“, erklärt der Angeklagte Jürgen M. (57), bei der Firma zuständig für den Wareneinka­uf. Sein mitangekla­gter Kollege Thomas L. (47) war Zollsachbe­arbeiter.

Jürgen M. kaufte ein, was Diktator Kim Jong-un über seine Berliner Botschaft oderte. Auch 115 Liter Alkohol für fast 4000 Euro. Alkohol, der mehr als 20 Euro pro Liter kostet, gilt aber als verbotenes „Luxusgut“. „Wurde über das Embargo gesprochen?“, fragt die Richterin. Einkäufer Jürgen M. kleinlaut: „Nee. Eigentlich nicht.“

Sein Kollege, der Zollsachbe­arbeiter, sagt, er habe nur „Papiere gescannt und weitergere­icht“. Jürgen M. will von der 20-Euro-Grenze nichts gewusst haben.

Komisch: Nachdem das Bundesamt für Ausfuhrkon­trolle auf die Firma aufmerksam geworden war, wurden die Preisliste­n geändert. Der Staatsanwa­lt: „Sie haben die Kekse teurer gemacht und den Alkohol billiger!“

Die Clique um den Diktator blieb auf dem Trockenen sitzen: Der Zoll zog die Lieferung aus dem Verkehr. Die zweite Bestellung stornierte Nordkorea. Die Firma ist inzwischen pleite, der Prozess geht am 4. Juli weiter.

Kim Jong-un orderte feinsten Alkohol für knapp 4000 Euro.

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Thomas L. (47, l.) war bei der Firma für Zollsachen zuständig, sein Kollege Thomas L. (57) für den Einkauf. Das Geschäft mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un platzte, als der Zoll eingriff ...

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