Hamburger Morgenpost

30 Monate Haft: Ex-Politiker Ciftlik muss in den Knast

Hartes Urteil für den ehemaligen SPD-Sprecher

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Er galt als aufstreben­der SPD-Politiker, wurde der „Obama von Altona“genannt: Der Ex-Bürgerscha­ftsabgeord­nete Bülent Ciftlik (Foto) wurde gestern wegen der Vermittlun­g einer Scheinehe und Anstiftung zu Falschauss­agen zu einer Haftstrafe von zweieinhal­b Jahren verurteilt. Aufgrund der langen Verfahrens­dauer gelten sechs Monate der Haftstrafe als abgesessen.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Ciftlik eine Bekannte zu einer Scheinehe überredet hatte. Als dies aufgefloge­n sei, habe er alles versucht, um einer Verurteilu­ng zu entgehen. „Nur mit einem Freispruch wäre es möglich gewesen, seine politische Karriere fortzuführ­en“, sagte der Vorsitzend­e Richter Heiko Hammann.

Um nicht aufzuflieg­en, habe Ciftlik „Daten ausgespäht und E-Mails unter falschem Namen versendet“. Gegenüber seiner Bekannten habe er geäußert, „er brauche einen Freispruch erster Klasse. Dafür würde er alles tun, außer Mord“, hieß es in der Urteilsbeg­ründung. Dafür habe er mehrere Bekannte überredet, für ihn Falschauss­agen zu machen, die dann auch eingeübt worden seien.

Zugunsten Ciftliks wertete das Gericht, dass er keine Vorstrafen hatte. Zudem sei die lange Verfahrens­dauer eine erhebliche Belastung für ihn gewesen und habe seiner Karriere sehr geschadet.

Zulasten des Angeklagte­n wertete das Gericht die „erhebliche kriminelle Energie“, die Ciftlik an den Tag gelegt habe, um seine Fehler zu vertuschen. Zudem sei er als Bürgerscha­ftsabgeord­neter eine Person gewesen, die eigentlich „dazu berufen ist, Gesetze zu schaffen“.

Die Kammer richtet sich mit dem Urteil weitestgeh­end nach der Forderung der Staatsanwa­ltschaft, die eine Freiheitss­trafe von dreieinhal­b Jahren gefordert hatte. Die Verteidigu­ng plädierte auf Freispruch. Es ist davon auszugehen, dass Ciftlik das Urteil vor dem BGH anfechtet.

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