„Dann werde ich zum Tier“
Trainingsauftakt des FC St. Pauli mit neuem Trainer. Der 50-Jährige referierte zuvor über Vorfreude, Vorsätze und seinen Vorgänger
Als erstes durften die „Frischlinge“aufs satte Grün. Die neuen CoTrainer Patrick Glöckner und Markus Gellhaus bestückten den Trainingsplatz mit diversen Hütchen, ehe um 15.19 Uhr die Profis und der neue Boss erschienen. Analog zum Wetter betrat Olaf Janßen gestern mit strahlender Miene erstmals als Cheftrainer des FC St. Pauli den Rasen an der Kollaustraße. Zuvor hatte der 50-Jährige in einer kurzweiligen Pressekonferenz Einblick in sein Seelenheil gewährt.
„Natürlich war es ein anderes Gefühl, als Chef zum Training zu fahren und nicht als Co“, gestand der gut gebräunte und gelaunte Janßen. „Ich freue mich riesig auf die Aufgabe.“Und das aus guten Gründen. Wegen der Unterstützung, die dem Verein durch die Fans zuteilwird („So etwas zu erleben, ist außergewöhnlich“). Wegen der Zuversicht, die ob der grandiosen Rückrunde herrscht („Wir wollen da weitermachen, wo wir aufgehört haben“) ...
... und wegen des ihm zu Verfügung stehenden Personals. „Als ich in der Sommerpause viele unserer Namen in den Ranglisten ganz vorne gesehen habe, hatte ich ein bisschen Angst, dass heute nicht alle hier sein werden“, gestand er lächelnd. „Aber ich habe gerade durchgezählt, alles gut.“Alles bestens sogar, denn „Sami Allagui und Clemens Schoppenhauer sind Spieler, die uns besser machen werden“. Gleiches gelte auch für den gestern verpflichteten Luca Zander (siehe Text rechts). „Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit des Vereins“, lobte Janßen.
Ob das am Ende für ein gewichtiges Wort in der Aufstiegsfrage ausreicht, mochte der Ex-Profi natürlich nicht garantieren. „15 Mannschaften werden die Möglichkeit haben, oben mitzuspielen. Wir sollten uns auf ein Hauen und Stechen einstellen“, sagte er und mahnte an: „Wir haben in den letzten drei Jahren zweimal mit einem Bein in der 3. Liga gestanden. Da ist Demut geboten! Alles andere sind Träumereien.“
Wenig realistisch ist auch, dass ein St. PauliCoach, wie zuletzt üblich, vor den Spielen in die Kurve läuft und für Stimmung sorgt. „Da hat manch gegnerischer Trainer geguckt wie ein Auto“, erzählte Janßen lachend von Ewald Lienens Motivationsmaßnahmen. „Aber ich werde sicher nicht versuchen, Ewald zu kopieren.“Den ganzen Menschen Olaf Janßen habe man bei St.Pauli bis jetzt noch nicht gesehen, aber er verriet: „Wenn’s um die Sache geht, werde ich zum Tier!“Wie sein Vorgänger. Die Zeit mit Lienen sei von Vertrauen und Respekt geprägt gewesen, „und es freut mich, dass er weiterhin hier und für mich da ist“. Noch am Vorabend hätten beide lange telefoniert.
Einzig die Vakanz beim Sportchef-Job macht Janßen noch ein bisschen Sorge. „Die Position ist für einen Trainer sehr wichtig“, sagte er. „Aber gehen wir mal davon aus, dass sich am Status in absehbarer Zeit was ändert.“
Von St. Pauli berichten Stefan Krause, Buttje Rosenfeld und Nils Weber