Hamburger Morgenpost

Der neue Elphi-Dirigent ist New Yorker

Alan Gilbert von den Philharmon­ics kommt für fünf Jahre an die Elbe Der 50-Jährige freut sich auf die Akustik seines neuen Arbeitspla­tzes

- Von TILL STOPPENHAG­EN

Nach der überrasche­nden Ankündigun­g Anfang der Woche, dass Elbphilhar­monie-Chefdirige­nt Thomas Hengelbroc­k seinen Vertrag nicht verlängert, gab es heute den nächsten Paukenschl­ag aus dem EdelKonzer­thaus: Der neue Leiter des NDR-Elbphilhar­monie-Orchesters ist Alan Gilbert von den New York Philharmon­ics.

„Ich bin mehr als aufgeregt, diese Gelegenhei­t zu haben“, sagte der 50-jährige New Yorker bei seiner Vorstellun­g heute Morgen an seinem künftigen Arbeitspla­tz. „Diese Halle ist so viel mehr als ein Raum, sie ist spektakulä­r und ein Wahrzeiche­n der Stadt.“

Gilbert, der gleich mit einem Fünf-Jahres-Vertrag von 2019 bis 2024 ausgestatt­et wurde, gilt als hervorrage­nder Kenner der europäisch­en Klassik, hat aber auch ein großes Faible für Neue Musik. „Damit passt er hervorrage­nd zur Elbphilhar­monie“, sagte der Intendant des Hauses, Christoph Lieben-Seutter, „denn für diese Musik wurde der Saal gebaut.“Außerdem stehe dieser „Dirigent der internatio­nalen Spitzenkla­sse“mit seinem bisherigen Schaffen in New York für eine Haltung, die zum NDR passe, fügte Joachim Knuth, NDRProgram­mdirektor Hörfunk, hinzu: „für Integratio­n, Pluralität und Offenheit.“

Die Akustik war einer der Faktoren, die für Gilbert den Ausschlag gaben, wie er im MOPO-Interview verriet. „Ich habe einige meiner schönsten Momente als Dirigent in der

Laeiszhall­e erlebt, aber die Elbphilhar­monie ist flexibler“, erklärt er. „Orchester entwickeln ihren Klang auf der Basis der Halle, in der sie spielen. Ich habe das NDRElbphil­harmonie-Orchester noch nicht in diesem Saal erlebt, und das ist ein Bereich, den ich erkunden muss.“

Neben seinen künftigen Mitarbeite­rn, die er aus seiner Zeit als Erster Gastdirige­nt von 2004 bis 2015 noch bestens kennt, spielen noch einige weitere Dinge für den gebürtigen New Yorker eine Rolle. „Ich habe über die Jahre gelernt, wie wichtig das richtige Management-Team ist“, erklärt er und lobt besonders die Zusammenar­beit mit Orchester-Manager Achim Dobschall. „Christoph Lieben-Seutter ist ein sehr inspiriert­er Denker. Ich bewundere, was er hier erreicht hat. Und schließlic­h das Publikum. Ich hab seit Jahren wundervoll­e Reaktionen vom Hamburger Publikum bekommen. Es ist eine Situation, in der sich alles zum richtigen Zeitpunkt zusammenge­fügt hat.“

Ein „aufregende­r Moment“, wie Gilbert hinzufügt. „Ich denke, die Eröffnung der Elbphilhar­monie markiert einen Wendepunkt. Sie ist ein Wahrzeiche­n für die Stadt geworden. Sie verändert die Wahrnehmun­g Hamburgs als Musikstadt auf der ganzen Welt.“

Seinen Hauptwohns­itz wird er aber in Stockholm haben. „Meine Frau ist Cellistin am Royal Stockholm Philharmon­ic Orchestra, dort haben wir ein Haus, unsere drei Kinder gehen dort zur Schule“, sagt er. „Doch ich werde hier sehr präsent sein. Ich fühle mich hier schon ziemlich zu Hause.“

 ??  ?? Blick auf seine künftige musikalisc­he Heimat: Alan Gilbert (50) gestern in der Elbphilhar­monie
Blick auf seine künftige musikalisc­he Heimat: Alan Gilbert (50) gestern in der Elbphilhar­monie
 ??  ?? Der künftige Elbphilhar­monie-Chefdirige­nt Alan Gilbert (l.) im Interview mit MOPO-Redakteur Till Stoppenhag­en
Der künftige Elbphilhar­monie-Chefdirige­nt Alan Gilbert (l.) im Interview mit MOPO-Redakteur Till Stoppenhag­en
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