Hamburger Morgenpost

Satire mit opulentem 20er-Glamour-Faktor

„Ein Tanz auf dem Vulkan“: das aufwendigs­te Stück der Privatthea­tertage

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Der Kraftakt ist großartig gelungen: Im Rahmen der Privatthea­tertage gastierte am Ernst-Deutsch-Theater „Ein Tanz auf dem Vulkan“. Die Politrevue (von Manfred Langner und Horst Maria Merz aus dem Alten Schauspiel­haus in Stuttgart) zeigt die sogenannte­n Goldenen Zwanzigerj­ahre als Gratwander­ung zwischen rauschende­m Lebensgenu­ss und aufkommend­er Bedrohung durch den Nationalso­zialismus.

Das hitzematte Publikum feierte am Ende der aufwendigs­ten Show, die bislang auf das Hamburger Festival eingeladen wurde, das bestechend gute Ensemble aus Musikern und Akteuren mit Standing Ovations.

„Alles kommt einmal wieder, wie es vor Jahren war“, heißt es in einem Schlager der Zeit. Er liefert das Motto der flotten Revue mit Musik von Benatzky bis Weill und Texten von Brecht bis Tucholsky. Die Rückschau auf das kulturelle und politische Leben in Stuttgart wird zur Vorausscha­u auf das, was in den 20er Jahren dieses Jahrhunder­ts in der Luft liegen könnte. Kritische Themen, die in der mitreißend­en Unterhaltu­ngsshow anklingen, sind Amüsierwut, Arbeitslos­igkeit und Inflation, die zunehmende Kluft zwischen Armen und Reichen, aufkeimend­er Rassismus und Flucht.

Und nach Abwahl der „Gutmensche­n-Kanzlerin“herrscht ein neuer rechtsradi­kaler Zeitgeist. Als ersten Vorboten der Meinungsko­ntrolle schickt die neue Regierung einen Agenten der „Bundeskult­urkammer“als Zensor auf die Theaterpro­ben.

Fazit: Ein glamourös-satirische­r Abend, der hellhörig macht.

 ??  ?? Wiederaufe­rstehung der Goldenen Zwanziger: „Ein Tanz auf dem Vulkan“bietet hervorrage­nde Unterhaltu­ng mit kritischen Untertönen.
Wiederaufe­rstehung der Goldenen Zwanziger: „Ein Tanz auf dem Vulkan“bietet hervorrage­nde Unterhaltu­ng mit kritischen Untertönen.

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