Am Puls des Krieges
KINO „Innen Leben“: Beklemmendes Kammerspiel über den Konflikt in Syrien
Draußen tobt der Krieg. Man hört den Gefechtslärm in der Wohnung von Oum Yazan, die auf die Rückkehr ihres Mannes wartet und sich mit ihren drei Kindern, dem Freund der ältesten Tochter, ihrem Schwiegervater und dem Hausmädchen Delhani eingeschlossen hat. Außerdem gewährt sie noch dem ausgebombten jungen Nachbarspaar Halima und Samir samt deren Baby Unterschlupf.
Als Samir sich nach draußen wagt, um die Flucht seiner Familie vorzubereiten, wird er von den Kugeln eines Heckenschützen getroffen und bleibt leblos liegen. Delhani, die den Vorfall beobachtet hat, informiert die Hausherrin, KONZERT DIE MOPOBEWERTUNG die ihr jedoch aus Angst vor einer Überreaktion verbietet, Halima davon zu erzählen. Dass sich die Lage für die Schicksalsgemeinschaft weiter verschärft, kann sie damit allerdings nicht verhindern.
Man muss den Krieg nicht immer direkt in Bildern zeigen, um dessen Grauen zu vermitteln. Das beweist einmal mehr der in Syrien spielende Film des Belgiers Philippe Van Leeuw, der sich fast ausschließlich auf die Räume einer Wohnung beschränkt. Schon allein die Geräusche von der Tonspur erzeugen ein Gefühl der permanenten Bedrohung und der Unsicherheit darüber, was als Nächstes passieren könnte.
Dabei geht der Regisseur auch der Frage nach, wie sich Menschen in solchen Extremsituationen verhalten. Im Mittelpunkt steht die von Hiam Abbas („Lemon Tree“) grandios verkörperte Oum Yazan, die aus Angst um ihre Mitbewohner zwei Mal in einen furchtbaren moralischen Zwiespalt gerät. Dennoch fällt es schwer, sie für ihre Entscheidungen zu verurteilen, unter denen insbesondere die unglückliche Halima zu leiden hat. Denn als Zuschauer ist man ebenfalls im Apartment eingeschlossen und kann sich so in Oums Lage versetzen.