Hamburger Morgenpost

Kellner zertritt Maus im Eiscafé

Rohe Aktion sorgt für Empörung.

- Von MIKE SCHLINK

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen mit Ihrem Kind im Eiscafé. Der Sprössling löffelt einen PinocchioB­echer, Sie gönnen sich einen Cappuccino – und plötzlich taucht eine Maus auf! Nicht gerade appetitlic­h… Es geht aber noch schlimmer. Nämlich dann, wenn der Kellner die Maus direkt vor Ihren Augen zertrampel­t! Genau das ist jetzt bei „Giovanni L.“im „Wandsbek Quarree“passiert.

Saskia Gruttke (22) ist noch immer fassungslo­s. Gemeinsam mit einer Freundin hat sie am 3. Juni hautnah miterlebt, wie ein Kellner komplett die Kontrolle verloren hat. „Erst ist er der Maus auf den Schwanz getreten, damit sie nicht wegkonnte. Dann hat er sie unter seinem anderen Fuß regelrecht zu Brei getreten“, sagt Gruttke. Sie selbst habe vor Wut am ganzen Körper gezittert, viele der anwesenden Kinder hätten geweint – den Kellner hat das jedoch nicht interessie­rt.

Stattdesse­n habe er die Maus mit einer Serviette aufgesamme­lt und in den Müll geschmisse­n. Das Blut habe er nur provisoris­ch weggewisch­t – Schmierspu­ren und vereinzelt­e Flecke seien noch länger zu sehen gewesen. Reue? Keine Spur. „Er hat nicht einmal verstanden, warum er kein Trinkgeld bekommen hat“, so Gruttke. Ein Verhalten, das sie und ihre Freundin nicht schweigend hinnehmen.

Beide haben das Gesundheit­samt Wandsbek eingeschal­tet. „Die Überprüfun­g durch den zuständige­n Lebensmitt­elund Gewerbekon­trolleur fand am 7. Juni statt. Weitere lebensmitt­elrechtlic­he Prüfungen folgen“, heißt es aus dem Bezirksamt. Das scheint auch bitter nötig. Nach MOPO-Informatio­nen gab es auch im Mai einen „Mausbefall“.

Inzwischen ist auch das Center-Management über den Vorfall informiert – und gibt sich reumütig. „Wir bedauern diesen Vorfall sehr und entschuldi­gen uns auch im Namen des Mieters ausdrückli­ch dafür“, heißt es. Man respektier­e Tierschutz vorbehaltl­os. „Dieser hat ebenso wie Sauberkeit und Hygiene oberste Priorität für uns“, so das Management. In der Praxis sah das anders aus – dabei gibt’s klare Richtlinie­n für solche Fälle.

„Unsere Mitarbeite­r sind angewiesen, das Tier – falls möglich – sofort lebend zu fangen und nach draußen zu bringen“, heißt es vom Center-Management. Zusätzlich sei ein profession­eller Bekämpfung­sdienst zu holen. Geschehen ist das nicht –

Konsequenz­en gibt es jenicht. doch auch Das Eiscafé wurde lediglich für das „völinakzep­table lig Verhalten seines Mitarbeite­rs“abgemahnt. „Da der Mitarbeite­r glaubhaft machen konnte, dass ihm sein Fehlverhal­ten leidtut und er aus Reflex gehandelt habe, sehen wir nach sorgfältig­er Überprüfun­g in diesem speziellen Falle von einer Anzeige ab“, so das Center-Management.

Bei der Polizei liegt dennoch eine Anzeige vor – wegen Tierquäler­ei. Das bestätigte­n die Beamten auf MOEin PO-Nachfrage. juristisch­es Nachspiel ist damit durchaus denkbar. Fakt ist: Das Eiscafé hat wegen des Vorfalls einige Gäste verloTiere ren. „Wer tötet, die manche Leute als Haustiere halten, braucht sich darüber nicht zu wundern“, sagt Saswird kia Gruttke. Sie sich definitiv einen anderen Eisladen suchen.

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Augenzeugi­n Saskia Gruttke (22), Altenpfleg­erin aus Rahlstedt, schildert, dass viele der anwesenden Kinder in Tränen ausbrachen.
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Der Ort des Geschehens: das Eiscafé „Giovanni L.“im „Wandsbek Quarree“Hier wurde die Maus vor den Augen der Gäste totgetramp­elt – das Blut klebte am Boden.

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