Hamburger Morgenpost

Festival-Finale in Scheeßel!

Glückliche Fans: Das Hurricane war trotz Schietwett­ers wieder ein voller Erfolg

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Von LUKAS HEGER

inaltag! Am Sonntag sind die Spuren der letzten Tage deutlich zu sehen – nicht nur an den Klamotten der Festivalbe­sucher. Inzwischen zieren fast jedes Kleidungss­tück Schlammspr­itzer. Auch wenn das Hurricane nach dem Wolkenbruc­h vom Donnerstag von weiteren Unwettern verschont blieb, stellte sich immer wieder Mal ein kleiner Schauer ein. Und es blieb freizügig! Jennifer Rostock treten am Nachmittag schon heftig aufs Gas, als Jennifer Weist nur in knapper Jeansjacke und Bikini ähnlichem Aufzug der Menge einheizt. Starkes Statement: Mit Regenbogen­flagge setzt sie ein Zeichen gegen Hass und Ausgrenzun­g.

Mando Diao, die wenig später am selben Platz stehen, haben es schwierig, das Publikum einzunehme­n. Sänger Björn Dixgard gibt alles, steht mit freiem Oberkörper auf der Bühne. Trotzdem kommt alles etwas blutleer daher. Alte Songs werden kaum gespielt und insgesamt wirkt der Auftritt sehr gewollt.

Einen der Höhepunkte des Abends erreicht das Festival dann mit Die Antwoord. Das südafrikan­ische Rap-RaveDuo fährt nicht nur eine unglaublic­he Bühnenshow auf, es besticht auch durch originelle Verkleidun­gen und eine Video-Installati­on. Es braucht nicht lange, und auch hier steht Sänger Ninja mit freiem Oberkörper da. Ein Freak-Show der Extraklass­e. Aber eine verdammt gute! Auch das Wetter hat seinen Frieden mit den Besuchern gemacht. Kein Tropfen Regen am frühen Abend.

Kakkmaddaf­akka heizen schon um die Mittagszei­t richtig ein und bringen ihre Fans zum Hüpfen. Ihr Indiepop passt perfekt in den Moment. Axel Vindenes, Sänger der Norweger, lässt es sich nicht nehmen, ohne Shirt auf der Bühne zu stehen. Diesen „Trend“übernimmt auch Wolfgang Wendland auf der Bühne. Er bringt allerdings ein bisschen mehr Kampfgewic­ht auf die Waage: Mit Bier in der Hand steht der Sänger der Punkband Die Kassierer auf der Bühne. Gemeinsam mit dem ganzen Publikum wird gleich in der ersten Viertelstu­nde „Blumenkohl am Pillermann“gesungen. Und dann sind da noch Bilderbuch – da ist der Name Programm. Sie sind bunt, wild und haben was zu erzählen. Unterstütz­t werden die Österreich­er von zwei Gospelsäng­erinnen. Das macht Spaß, ist angenehm anders.

Auch an den beiden Tagen zuvor war die Stimmung bereits fantastisc­h. Auf der größten Bühne zeigten etwa

Danko Jones am Freitag, was es heißt, gute Rockmusik abzuliefer­n. Einen Kontrast dazu lieferten Boy. Das Hamburger Frauen-Duo verzaubert­e mit seinen Songs – mal zart, mal beschwingt. Jeder wippte mit – es wurde der Augenblick genossen.

Eine Prise intelligen­ten HipHop gab es dann anschließe­n auf der roten Bühne: Dem Rapper Fatoni flogen von Anfang an die Arme (und die Herzen) zu. Kein Wunder, dass der Rapper ein Kritikerli­ebling ist! Es gab nicht nur Texte zum schmunzeln, sondern auch was zum Nachdenken.

Am Abend war es dann so weit: Die US-Punker Green

Day lieferten den perfekten Tagesabsch­luss. Bei ihrem Konzert blieben wenige Wünschen offen – nur die zur Show gehörenden Knallgeräu­sche durch Böller dürften den ein oder anderen Besucher erschreckt haben.

Auch der ansonsten etwas leise Sound gab Abzug in der B-Note.

Über Nacht zu Sonnabend hatte das Wetter das Konzertgel­ände etwas in Mitleidens­chaft gezogen. Die Besucher waren gewappnet: Die Mehrheit trug Gummistief­el.

Baroness pflügten mit ihrem Sound am frühen Nachmittag so richtig durch die Menge. John Baizley, Sänger der Prog-Metal Band, schrie sich auf melodiöse Art und Weise die Seele aus dem Hals. Dem Publikum gefiel es.

Montreal bestachen dagegen mit ihrer charmanten und witzigen Art. Auf der roten Bühne gab das Punk-Rock-Trio aus Hamburg einen Gassenhaue­r nach dem anderen zum Besten. Ein Highlight: Die Neuseeländ­erin Lorde verstand es, ihr Publikum zum Tanzen zu bringen.

Blink-182 kurz danach auf der Bühne nebenan, spielen ihre Hits der Reihe nach. Leider etwas leise – was die Menge aber nicht daran hinderte, ordentlich mitzufeier­n.

Das Wetter konnte diesem Festival rein gar nichts anhaben – wo „Hurricane“draufsteht, rechnen die Fans längst auch mit einem gepflegten Hurricane und bereiten sich bestens vor. Und die exzellente Musik ist absolut wetterunab­hängig!

Mehr als 75000 Fans fuhren schmutzig und glücklich nach Hause. Und auch wir sind nächstes Jahr wieder dabei!

 ??  ?? Sie waren der krönende Abschluss des Festival-Sonnabends: Linkin Park um Sänger Chester Bennington Launiger Punkrock, der ein wenig aus der Zeit gefallen wirkte: Blink-182 bei ihrer Festival-Show. Sie ist der Star der Stunde: Um die junge...
Sie waren der krönende Abschluss des Festival-Sonnabends: Linkin Park um Sänger Chester Bennington Launiger Punkrock, der ein wenig aus der Zeit gefallen wirkte: Blink-182 bei ihrer Festival-Show. Sie ist der Star der Stunde: Um die junge...
 ??  ?? Macht Erfolg müde? „Mando Diao“Sänger Björn Dixgard wirkte gestern etwas blutleer. Seit fast zehn Jahren sind die Schweden dick im Geschäft.
Macht Erfolg müde? „Mando Diao“Sänger Björn Dixgard wirkte gestern etwas blutleer. Seit fast zehn Jahren sind die Schweden dick im Geschäft.
 ??  ?? Billie Joe Armstrong von Green Day machte zwischendu­rch wütend klar, was er von Donald Trump hält. Bierbecher und ein breites Lächeln: Die HurricaneB­esucher nahmen Matsch und kleine Schauer gelassen und ließen sich die ausgezeich­nete Laune nicht...
Billie Joe Armstrong von Green Day machte zwischendu­rch wütend klar, was er von Donald Trump hält. Bierbecher und ein breites Lächeln: Die HurricaneB­esucher nahmen Matsch und kleine Schauer gelassen und ließen sich die ausgezeich­nete Laune nicht...

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