Meine Inseltour mit dem Krimi-König
Mit Ostfriesen-Krimis ist KlausPeter Wolf (63) auf der Erfolgsspur MOPO-Reporterin Anke Geffers besuchte den Bestseller-Autor auf der Nordsee-Insel Langeoog
Wenn man Klaus-Peter Wolf so sieht, immer gut gelaunt und bester Dinge, scheint es kaum vorstellbar, dass er schon so viele Menschen auf dem Gewissen hat. Enthauptet, erstochen, vergiftet. Jedes Jahr lässt der 63-Jährige ein paar neue Opfer ermorden – aber zum Glück nur auf dem Papier.
Gerade hat Wolf, einer der erfolgreichsten Krimiautoren Deutschlands, einen Gegenspieler zu seiner beliebtesten Figur, der Kommissarin Ann-Kathrin Klaasen, erfunden. Dr. Bernhard Sommerfeldt heißt der Mann, der als falscher Arzt und Massenmörder ein Doppelleben führt. Wie alle seine Geschichten spielen auch die Sommerfeldt-Storys in Ostfriesland.
„Dieser Mann war plötzlich in meinem Kopf und die Geschichten mussten raus“, sagt Wolff. Am 22. Juni erscheint der erste Band der neuen Reihe. Titel: „Totenstille im Watt“.
Während die Fans sehnsüchtig auf die Sommerfeldt-Premiere warten, schreibt Wolf längst an der Fortsetzung. Der passionierte Radfahrer Dr. Bernhard Sommerfeldt praktiziert in Norddeich und wird diesmal auf Langeoog zum Mörder. Diese Insel liebt Klaus-Peter Wolf genauso wie sein Protagonist: Der MOPO hat der 63-jährige Autor die Schauplätze seines neuen Romans, der 2018 erscheinen wird, gezeigt.
Wie jeder Urlauber, so fährt auch der Killer Sommerfeldt hier viel mit dem Fahrrad – Autos gibt es auf Langeoog nämlich keine. Auch Klaus-Peter Wolf radelt gern. „Ich habe Langeoog erst in den letzten Jahren entdeckt“, sagt er. Und hat sich gleich in die Dünen, den Strand, die Menschen verliebt.
Der „Seekrug“gehört zu den Lieblingsplätzen des gebürtigen Gelsenkircheners. Langeooger Rind, Schollenfilet, Sanddorneis, echte Inselspezialitäten, stehen auf der Speisekarte, alles bio. „Ich habe das Restaurant schon mehrfach in meinen Ostfriesenkrimis erwähnt, auch im neuen Buch spielt es wieder eine Rolle“, erzählt Wolf verschmitzt. „Ich schreibe nur über Plätze, die mir gut gefallen. Wenn meine Fans da essen
„Die Figur war plötzlich in meinem Kopf und wollte raus!“Klaus-Peter Wolf, Autor „Ich schreibe nur über Plätze, die mir gut gefallen.“
möchten, wo meine Protagonisten speisen, dürfen sie nicht enttäuscht werden.“
Sommerfeldt erzählt sein Leben aus der IchPerspektive und hat sich auf Langeoog in der Barghusenstraße zwischen Fischladen und Eisdiele einquartiert. Tatsächlich gibt es hier Ferienwohnungen. Einen Mord begeht
der Arzt mit der falschen Identität, den Wolf nicht als Monster, sondern als sympathisch wirkenden Mann beschreibt, auf der Aussichtsplattform am Ostende, dem äußersten Zipfel der Insel. Auch hier schauen wir uns vor Ort um.
Spiekeroog liegt gegenüber und ab und zu sonnen sich ein paar Seehunde auf der Sandbank. Sommerfeldt hat im naturgeschützten Watt eine Leiche vergraben und seine Mordwaffe verloren. Beim Suchen des Messers stört ihn eine Schulklasse.
Während Wolf diese Episode erzählt (aber nicht verraten möchte, wer ermordet wird), kommen uns tatsächlich Schüler entgegen, Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen für einen Moment.
„Leider hat Sommerfeldt nicht an die Gezeiten gedacht, die den Toten wieder zum Vorschein bringen“, sagt Wolf. Langeoog, die Insel der Ruhe und des Lichts, ein Ort des dunklen Grauens? In der Fantasie ist alles möglich. In der alten Meierei essen wir auf dem Rückweg Dickmilch mit Sanddornsaft und Pumpernickel, genau wie der Mörder. Am Nachbartisch hat ein Pärchen den Schriftsteller erkannt. Wolf schreibt ihnen freundlich eine Autogrammkarte. Solche Situationen kennt er – die Zeiten, da er unerkannt durch Ostfriesland radeln konnte, sind vorbei.
Und dann will er schnell zurück ins Hotel Strandeck, das auch schon oft Schauplatz in seinen Krimis war. Die Geschichte muss weitergehen. Er hat immer seinen Füller und seine Kladde dabei. Und schreibt. Und schreibt. Und schreibt.
„Totenstille im Watt“: Fischer-Verlag, 9,99 Euro