Anschläge auf Polizisten
Heimtückische Attacken – Staatsschutz ermittelt
Von THOMAS HIRSCHBIEGEL
Die Täter lösten Radmuttern, zerstachen Reifen oder trieben Nägel in die Pneus – Unbekannte haben in den vergangenen Tagen Privatfahrzeuge von Hamburger Polizisten manipuliert und so die Beamten oder ihre Angehörigen in Lebensgefahr gebracht.
Die Tatorte sind Nebenstraßen des Polizeipräsidiums und zweier Polizeikommissariate in den Stadtteilen. Die Täter müssen dort gelauert und beobachtet haben, wann die betroffenen Autofahrer ausstiegen und zu ihren Dienststellen gingen. Die Tatzeiten lagen zwischen dem 20. und dem 24. Juni. In einem Fall fuhr ein betroffener Polizist mit seinem Fahrzeug mit gelösten Radmuttern los. Erst als er bremste, bemerkte er den Defekt. Jetzt ermittelt die Staatsschutz-Kripo des Landeskriminalamts. Polizeisprecher Timo Zill sagte der MOPO: „Wir ermitteln in alle Richtungen, können einen Zusammenhang mit G20 nicht ausschließen.“Dass mutmaßlich ge-
Die Taten geschahen im Umfeld des Polizeipräsidiums und zweier Wachen.
walttätige Aktivisten wahllos einzelne Polizisten angreifen und in Lebensgefahr bringen, ist extrem ungewöhnlich. In der Regel treffen Attacken Militanter Polizeifahrzeuge oder Dienstgebäude. So hatte es vor Kurzem Brandanschläge auf ein Fahrzeug gegeben, dessen Besatzung den Wohnsitz von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bewachte. In Eimsbüttel brannten Polizeiautos auf dem Hof der Wache Grundstraße. Lediglich im Herbst 2016 hatten Linksextreme schon einmal einen Polizisten direkt attackiert. In LemsahlMellingstedt steckten die Täter zwei Autos des Polizeidirektors Enno Treumann (51) an. Der Chef des Polizeibereichs Mitte ist für den laufenden Einsatz gegen meist schwarzafrikanische Dealer im Bereich St. Georg, St. Pauli und der Schanze verantwortlich. Die Täter warfen Treumann in einem Bekennerschreiben eine „Hetzjagd“auf mutmaßliche Dealer vor und bezeichneten es als „legitim“, Autos von Polizisten anzuzünden. Die Brandstifter sind bis heute nicht gefasst.