9 Euro! Zoff um die City-Maut
Streit um Idee von Prof. Maennig
Bis zu neun Euro City-Maut, eine Pendler-Gebühr und ein Zwangs-HVV-Abo. Verkehrswissenschaftler Professor Wolfgang Maennig hat gestern in der MOPO ziemlich provokante Thesen vorgestellt, wie man das Verkehrs-Chaos in Hamburg in den Griff bekommen könnte. Die Reaktionen auf diese Vorschläge – geteilt.
Der ADAC hält überhaupt nichts davon. „Das sind Vorschläge eines Theoretikers, der sich nicht tief genug mit der Materie befasst hat“, sagt Sprecher Christian Hieff. Die Einführung einer Maut hätte keine großen Auswirkungen auf den Verkehr. Außerdem wäre sie unsozial, weil sie die Menschen beträfe, die aus Kostengründen außerhalb der Stadt lebten. Zudem könnte der ÖPNV einen massenhaften Kundenanstieg nicht bewältigen.
Die Idee einer Maut lehnt auch die Bürgerschaftsfraktion der Linken ab. „Eine Maut in der Rushhour macht die arm, die eh wenig Geld und keine flexiblen Arbeitszeiten haben. Sie können oft auch nicht außerhalb dieser Zeit fahren“, sagt Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Partei.
Eine City-Maut hätte laut Verkehrsbehörde einen weiteren negativen Effekt. „Sie lenkt die Kunden aus der Innenstadt in die Outlet-Center im Umland um. Die Entlastung der Innenstädte wird durch erhebliche Mehrverkehre in der Peripherie erkauft. Im Ergebnis steigen die Fahrzeugemissionen an“, so Sprecherin Susanne Meinecke.
Eine Gebühr für das Befahren der City halten die Grünen für gut, die Umsetzung aber für schwierig. Martin Bill, verkehrspolitischer Sprecher: „Die von Prof. Maennig aufgezeigten Instrumente wie City-Maut und Bürgerticket können wichtige Bestandteile für eine autofreie Innenstadt sein. Beides steht aber aktuell nicht auf der Tagesordnung. Für die City-Maut gibt es keine Rechtsgrundlage.“
Und was sagen Radfahrer? Deren Verband ADFC ist der Meinung, dass die Vorschläge des Verkehrsprofessors in die richtige Richtung gehen. Sein Ansatz, noch mehr Anreize zum Umstieg vom Auto auf ÖPNV, Rad- und Fußverkehr zu schaffen, sei richtig. „City-Maut und Carsharing können dazu beitragen“, so Sprecher Dirk Lau. Noch besser wären allerdings autofreie oder autoarme Zonen in den Stadtteilen.