Lebenslang St. Pauli
Jan-Philipp Kalla ist seit 2007 Profi. Jetzt trägt er ein Totenkopf-Tattoo
Nach dem Karriereende von Fabian Boll 2014 ist Jan-Philipp Kalla das letzte Urgestein von St. Pauli. Er geht in seine 15. Saison, feiert gerade zehnjähriges Profi-Jubiläum in Braun-Weiß.
Der 30-jährige Defensiv-Experte erinnert sich genau an 2007: „Da habe ich noch tagsüber meinen Schreibtisch-Job bei der Spedition gehabt und abends bei den Amateuren trainiert, durfte ab und zu bei den Profis mit reinschnuppern.“Kalla bekam im Laufe der Zeit jede Menge Veränderungen mit. Das Training ist zum Beispiel durch computergesteuerte Überwachung generell moderner geworden, aber es geht immer noch um eines: „Elf Leute müssen den Ball ins gegnerische Tor schießen.“Beim Drumherum ist dagegen fast nichts mehr, wie es mal war. „Schnecke“über die veränderten Trainingsbedingungen an der Kollau: „Damals gab es zwei Rasenplätze, die in einem Geht-so-Zustand waren. Ohne Drainage. Auf dem Platz waren oft Pfützen von der Größe eines 16-Meter-Strafraums.“Jetzt hat man zwei Top-Rasenplätze plus Kunstrasen. Im alten schimmeligen und löchrigen Funktionsgebäude hätten laut Kalla „die einen oder anderen Tiere gehaust“. Nun ist dort alles richtig schick. Genau wie die ehemalige „Bruchbude“Millerntor: „Vor zehn Jahren haben viele wegen des Neubaus gemeckert. Heute haben wir ein schmuckes Stadion, keiner beschwert sich mehr.“
Der Verein selbst sei nach wie vor familiär. Er habe nicht das Gefühl, dass er zur Arbeit fahre. Das sei eher wie sein zweites Zuhause. Kalla kennt fast alle Leute von der Geschäftsstelle am Millerntor und an der Kollaustraße mit ihren Geschichten. Zudem genießt er einen Traumjob: „Ich bin froh, Fußball-Profi geworden zu sein in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Hier habe meine Freunde und Familie.“Deshalb sieht er sich im Vorteil gegenüber denen, die für den Fußball ihre Heimat verlassen mussten.
Sein Vertrag läuft 2018 aus. Ist da ein Wechsel überhaupt noch ein Thema? Kalla: „Zurzeit möchte ich mir gar nichts anderes mehr vorstellen als diesen Verein.“Lebenslang St. Pauli – dazu passt: Auf seine rechte Wade hat er sich in der Sommerpause einen Totenkopf tätowieren lassen. Zu seinem ganz großen Glück fehlt ihm eigentlich nur noch der Status eines Stammspielers. Nach wenig Einsatzzeiten in der Vorsaison ist er neuer Hoffnung: „Die Würfel fallen neu, jeder hat die Chance, sich anzubieten und sich für den ersten Spieltag zu empfehlen.“