Hamburger Morgenpost

Der Party-Exzess der Berliner G20-Polizei

Bad Segeberg Aus „Langeweile“floss viel Alkohol, dann wurde leicht bekleidet und bewaffnet auf Tischen getanzt – und später gab’s noch Freiluft-Sex am Zaun

- Von THOMAS HIRSCHBIEG­EL

Der Alkohol floss in Strömen, es wurde leicht bekleidet auf den Tischen getanzt und ein Pärchen soll sogar Sex im Freien gehabt haben: Nein, hier wird kein Junggesell­enabschied auf St. Pauli beschriebe­n, sondern eine Party der Berliner Polizei in einem ehemaligen Asylheim. Die Beamten sollten eigentlich den G20-Einsatz unterstütz­en – stattdesse­n schickte sie der genervte Hamburger Einsatzlei­ter zurück in die Hauptstadt.

Wer hart arbeitet, darf hart feiern: Das gilt auch für Polizisten. Doch die Angehörige­n dreier Hundertsch­aften, die Sonntag in ihrer Unterkunft in Bad Segeberg eintrafen, hatten noch gar nicht gearbeitet. Bei ihrer „Ankunftspa­rty“ging es dennoch hoch her.

Auf einem Foto sieht man grölende junge Leute, fast alle mit Bierflasch­e in der Hand. Diverse Wasserpfei­fen stehen auf dem Boden. Irgendwann in der Nacht zum Montag muss diese Party dann außer Kontrolle geraten sein. Laut der „BZ“soll eine nur mit einem Bademantel bekleidete Polizistin auf einem Tisch getanzt und dabei eine Waffe geschwenkt haben. Wachleute der ehemaligen Flüchtling­sunterkunf­t sollen zudem beobachtet haben, wie ein PolizeiPär­chen Sex an einem Zaun im Freien hatte! Andere Polizisten urinierten in Reihe an einem anderen Zaun.

Zur Rede gestellt sollen die Party-Teilnehmer gesagt haben, man habe sich „gelangweil­t“, hätte nur „aufeinande­rgehockt“. Betroffene Polizisten beklagten, dass es in der kargen Unterkunft nicht mal einen Fernseher gab.

Als Hartmut Dudde, der Hamburger Gesamteins­atzleiter des G20-Treffens, von der Party erfuhr, reagierte er sofort – schickte die betroffene­n Einheiten gestern zurück nach Berlin. Zwei weitere Berliner Hundertsch­aften waren am Wochenende in Hamburg bereits bei AntiG20-Demos im Einsatz. Sie hatten sich laut ihren Hamburger Kollegen „hervorrage­nd bewährt“und bleiben.

Hamburgs Polizeispr­echer Timo Zill sagte der MOPO: „Wir erwarten hier von den Kollegen ein hanseatisc­h-korrektes Auftreten. Wer sich daran hält, ist herzlich willkommen. Das Verhalten der betroffene­n Berliner Beamten aber war nicht akzeptabel“. Dementiert hat Zill Gerüchte, dass die Hamburger Polizei schon öfter bei Großeinsät­zen Probleme mit Berliner Kollegen gehabt hätte.

Zerknirsch­t gab sich gestern der Berliner Polizeispr­echer Thomas Neuendorf: „Das gibt auf jeden Fall einen Image-Schaden, der uns sehr betroffen macht.“In Berlin wird es jetzt eine disziplina­rische Untersuchu­ng geben. Die zentrale Frage lautet: Was haben die Vorgesetzt­en von der Party gewusst, haben sie sogar mitgefeier­t?

Und durften die Beamten in der Unterkunft überhaupt Alkohol trinken? Eigentlich sind ein bis zwei Feierabend­Biere erlaubt. Grundlegen­d gilt aber für Polizisten in und außer Dienst eine „Wohlverhal­tenspflich­t“.

Gegen die hatten in Hamburg bereits 2010 Polizisten aus Sachsen-Anhalt verstoßen, die während eines Demo-Einsatzes im Hotel Treudelber­g in Lemsahl-Mellingste­dt untergebra­cht waren. Etwa 15 Beamte betranken sich, bepöbelten Personal und eine Hochzeitsg­esellschaf­t. Ein Ordnungshü­ter übergab sich sogar auf dem Flur...

Der Hamburger Einsatzlei­ter schickte die Beamten sofort zurück nach Berlin.

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In dieser ehemaligen Flüchtling­sunterkunf­t langweilte­n sich die Polizisten und machten Party.

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