Der Party-Exzess der Berliner G20-Polizei
Bad Segeberg Aus „Langeweile“floss viel Alkohol, dann wurde leicht bekleidet und bewaffnet auf Tischen getanzt – und später gab’s noch Freiluft-Sex am Zaun
Der Alkohol floss in Strömen, es wurde leicht bekleidet auf den Tischen getanzt und ein Pärchen soll sogar Sex im Freien gehabt haben: Nein, hier wird kein Junggesellenabschied auf St. Pauli beschrieben, sondern eine Party der Berliner Polizei in einem ehemaligen Asylheim. Die Beamten sollten eigentlich den G20-Einsatz unterstützen – stattdessen schickte sie der genervte Hamburger Einsatzleiter zurück in die Hauptstadt.
Wer hart arbeitet, darf hart feiern: Das gilt auch für Polizisten. Doch die Angehörigen dreier Hundertschaften, die Sonntag in ihrer Unterkunft in Bad Segeberg eintrafen, hatten noch gar nicht gearbeitet. Bei ihrer „Ankunftsparty“ging es dennoch hoch her.
Auf einem Foto sieht man grölende junge Leute, fast alle mit Bierflasche in der Hand. Diverse Wasserpfeifen stehen auf dem Boden. Irgendwann in der Nacht zum Montag muss diese Party dann außer Kontrolle geraten sein. Laut der „BZ“soll eine nur mit einem Bademantel bekleidete Polizistin auf einem Tisch getanzt und dabei eine Waffe geschwenkt haben. Wachleute der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft sollen zudem beobachtet haben, wie ein PolizeiPärchen Sex an einem Zaun im Freien hatte! Andere Polizisten urinierten in Reihe an einem anderen Zaun.
Zur Rede gestellt sollen die Party-Teilnehmer gesagt haben, man habe sich „gelangweilt“, hätte nur „aufeinandergehockt“. Betroffene Polizisten beklagten, dass es in der kargen Unterkunft nicht mal einen Fernseher gab.
Als Hartmut Dudde, der Hamburger Gesamteinsatzleiter des G20-Treffens, von der Party erfuhr, reagierte er sofort – schickte die betroffenen Einheiten gestern zurück nach Berlin. Zwei weitere Berliner Hundertschaften waren am Wochenende in Hamburg bereits bei AntiG20-Demos im Einsatz. Sie hatten sich laut ihren Hamburger Kollegen „hervorragend bewährt“und bleiben.
Hamburgs Polizeisprecher Timo Zill sagte der MOPO: „Wir erwarten hier von den Kollegen ein hanseatisch-korrektes Auftreten. Wer sich daran hält, ist herzlich willkommen. Das Verhalten der betroffenen Berliner Beamten aber war nicht akzeptabel“. Dementiert hat Zill Gerüchte, dass die Hamburger Polizei schon öfter bei Großeinsätzen Probleme mit Berliner Kollegen gehabt hätte.
Zerknirscht gab sich gestern der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf: „Das gibt auf jeden Fall einen Image-Schaden, der uns sehr betroffen macht.“In Berlin wird es jetzt eine disziplinarische Untersuchung geben. Die zentrale Frage lautet: Was haben die Vorgesetzten von der Party gewusst, haben sie sogar mitgefeiert?
Und durften die Beamten in der Unterkunft überhaupt Alkohol trinken? Eigentlich sind ein bis zwei FeierabendBiere erlaubt. Grundlegend gilt aber für Polizisten in und außer Dienst eine „Wohlverhaltenspflicht“.
Gegen die hatten in Hamburg bereits 2010 Polizisten aus Sachsen-Anhalt verstoßen, die während eines Demo-Einsatzes im Hotel Treudelberg in Lemsahl-Mellingstedt untergebracht waren. Etwa 15 Beamte betranken sich, bepöbelten Personal und eine Hochzeitsgesellschaft. Ein Ordnungshüter übergab sich sogar auf dem Flur...
Der Hamburger Einsatzleiter schickte die Beamten sofort zurück nach Berlin.