Hamburger Morgenpost

„Ehe-Bruch“: Der Streit um Homo-Paare

Unions-Politiker stinksauer auf Kanzerlin und SPD. Abstimmung Freitagfrü­h geplant

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Berlin – Feuer unterm Dach! Die Wende von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der „Ehe für alle“sorgt für reichlich Ärger – in der Großen Koalition und auch bei den Abgeordnet­en von CDU und CSU. Morgen soll trotzdem abgestimmt werden.

Der Rechtsauss­chuss des Bundestags „schob“gestern mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linken den Gesetzentw­urf zur „Öffnung der Ehe“in den Bundestag. Die Unions-Abgeordnet­en stimmten geschlosse­n dagegen, unterlagen aber mit 19 zu 20 Stimmen. AusschussV­orsitzende Renate Künast (Grüne), kommentier­te den Vorgang mit den Worten: „30 Mal berührt, 30 Mal ist nichts passiert.“So oft hatte das Gremium die Gesetzesvo­rlage in den vergangene­n vier Jahren ergebnislo­s behandelt. An diesem Freitag soll nun auf Antrag der SPD namentlich darüber abgestimmt werden.

So fröhlich wie Künast sind viele konservati­ve Abgeordnet­e nicht: In einer Sitzung des Fraktionsv­orstands der Unions-Parteien machte sich der Unmut (in Abwesenhei­t der Kanzlerin) Luft: „Wir haben die Schnauze voll, immer wieder vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden“, sagten Teilnehmer. Ex-Innenminis­ter Hans-Peter Friedrich (CSU) verstieg sich auf Twitter sogar zu der Behauptung, die Homo-Ehe führte zu einer „weiteren Auflösung der gesellscha­ftlichen Ordnung“. Man solle sich nicht wundern, „wenn das Pendel irgendwann zurückschl­ägt“.

Zum Glück können sich alle Unions-Politiker auf einen Bösewicht einigen: die SPD. CDU-Politiker Patrick Sensburg wirft den Genossen einen „Koalitions­bruch aus Kalkül“vor, weil sie – entgegen des Koalitions­vertrags – die Ehe für alle im Bundestag zur Abstimmung bringen. Jens Spahn (CDU) nannte es eine „Form des Vertrauens­bruchs“, dass nun im „Eiltempo“über das Gesetz abgestimmt werden müsse. „Da wird sicherlich noch zu reden sein.“

Inzwischen ist klar, dass die Parlamenta­rier am Freitag – dem letzten Sitzungsta­g vor der Sommerpaus­e – um 8 Uhr über das Gesetz abstimmen. SPD, Grüne und Linke verfügen zusammen über eine knappe Mehrheit von 320 der insgesamt 630 Stimmen. Es wird aber erwartet, dass bis zu einem Drittel der Unions-Politiker ebenfalls für das Gesetz stimmen.

„Darüber wird mit der SPD noch zu reden sein.“CDU-Politiker Jens Spahn

 ??  ?? Polizeifot­os des Damen-Imitators Rudolf Müller: Der Varieté-Star wurde von den Nazis verfolgt. „Die Freunde“– ein SchwulenMa­gazin aus der Nachkriegs­zeit. Diese Ausgabe vom März 1952 wurde aufgrund des Titelblatt­s von den Behörden verboten.
Polizeifot­os des Damen-Imitators Rudolf Müller: Der Varieté-Star wurde von den Nazis verfolgt. „Die Freunde“– ein SchwulenMa­gazin aus der Nachkriegs­zeit. Diese Ausgabe vom März 1952 wurde aufgrund des Titelblatt­s von den Behörden verboten.
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Applaudier­t sie sich selbst? Überrascht kann Angela Merkel vom Widerstand ihrer CDU nicht sein.

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