Hamburger Morgenpost

Hacker legen Produktion von Nivea lahm

Bei Beiersdorf stehen alle Bänder still

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Der Angriff kam durch die Leitung. Heimlich und leise. Doch seine Auswirkung­en sind verheerend: Nach der Cyber-Attacke auf Beiersdorf steht bei dem Nivea-Hersteller an der Unnastraße in Eimsbüttel alles still. Die Produktion ist lahmgelegt, die Auslieferu­ng ist gestoppt. Die Mitarbeite­r wurden nach Hause geschickt. Ein Schaden unfassbare­n Ausmaßes.

Es geschah am Dienstag zur Mittagszei­t. Plötzlich ertönte in allen Räumen, egal ob Flur, Büro, Labor, Kantine oder Produktion­shalle eine Lautsprech­er-Durchsage: „Achtung, Achtung. Wir unterliege­n einem Hacker-Angriff.“Alle Mitarbeite­r wurden gebeten, Computer und Diensthand­ys auszuschal­ten. Auch die Telefonanl­age wurde herunterge­fahren.

„Mein Bildschirm war schwarz“, erzählt ein Angestellt­er. Nur ein helles Fenster sei zu sehen gewesen. Auf dem stand: „Uups, alle Ihre Daten sind verschlüss­elt. Wenn Sie diesen Text lesen, haben Sie keinen Zugriff mehr auf Ihre Daten. Niemand kann Ihre Daten ohne unsere Hilfe wiederhers­tellen.“Es folgte eine Geldforder­ung: 300 Dollar in der Cyberwähru­ng Bitcoin – pro Rechner. Das sind bei Beiersdorf viele Tausend.

Beiersdorf ist nicht das einzige betroffene Unternehme­n. Auch die Reederei Maersk und deren APMTermina­l in Rotterdam gehören zu den Opfern. Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) sind noch eine Reihe weiterer Unternehme­n in Deutschlan­d attackiert worden, welche, das sei vertraulic­h.

Laut BSI setzen die Angreifer eine Version der bekannten Erpressung­ssoftware Petya ein. „Die Schäden sind massiv“, so ein Sprecher. Das BSI rät, nicht auf die Lösegeldfo­rderung einzugehen. Der Schwerpunk­t des Angriffs liege in der Ukraine, so der Sprecher. So sei die Schadsoftw­are über die Update-Funktion einer in der Ukraine weit verbreitet­en Buchhaltun­gssoftware namens MeDoc verteilt worden und traf mehrere Energieunt­ernehmen, die Post, verschiede­ne Banken, Medien sowie Mobilfunka­nbieter.

Wann es bei Beiersdorf weitergeht, ist noch unklar. Offenbar muss jeder einzelne Computer von dem Virus gesäubert werden. Das kann dauern.

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Nichts geht mehr bei Beiersdorf in Eimsbüttel.

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