Die Frau, die Dalí aus dem Grab holt
Spanierin lässt Malerstar ausgraben
Madrid/Figueres – Pilar Abel Martínez stellt dieser Tage in Spanien Fußballstars wie Cristiano Ronaldo und ranghohe Politiker wie Regierungschef Mariano Rajoy in den Schatten. Die 61Jährige hat einen historischen Countdown in Gang gesetzt und hält damit das Land in Atem. Sie behauptet, Tochter von Salvador Dalí zu sein.
Das verkündet sie zwar schon seit 2007. Nun hat sie aber im Rahmen einer Vaterschaftsklage vor Gericht die Exhumierung der Leiche des Jahrhundert-Künstlers mit dem Zwirbel-Schnurrbart durchgesetzt. Ein DNA-Gutachten soll klären: Hatte der offiziell kinderlos gebliebene „Vater des Surrealismus“doch Nachkommen?
Pilar Abel Martínez war mit ihrer Behauptung an die Öffentlichkeit gegangen, hatte im Laufe der Jahre viele Interviews gegeben und im Fernsehen als Wahrsagerin auch die Karten gelegt. „Jasmine“lautet ihr Künstlername noch heute. Dass sie die Tochter des legendären Dalí sein soll, erfuhr sie nicht durchs Kartenlegen. „Das hat mir meine Oma, die Mutter des Mannes meiner Mutter, erzählt, als ich sieben war.“Später habe Martínez’ Mutter Antonia diese Aussage bestätigt.
Die Mutter habe Mitte der 50er Jahre als Angestellte im Haus einer Familie gearbeitet, bei der der damals noch ledige Salvador Dalí zeitweilig gewohnt habe. Die beiden hätten eine enge Freundschaft geschlossen, die sich schließlich zu einer heimlichen Liebesbeziehung entwickelt habe. Mutter Antonia ist 86 und lebt noch. Da sie aber an Demenz leidet, steht sie als direkte Informationsquelle nicht mehr zur Verfügung.
Mutter und Tochter wohnen im katalanischen Figueres – dem Geburts- und Sterbeort Dalís. Hier, unweit der Grenze zu Frankreich, rund 100 Kilometer nordöstlich von Barcelona, liegt der Maler, Bildhauer, Grafiker und Schriftsteller begraben. Er starb 1989 im Alter von 84 Jahren an Herzversagen.
Die Exhumierung der Leiche des Malerfürsten werde in der 45000-Einwohner-Gemeinde, in der fast jeder jeden kennt, „einen wahren Skandal“auslösen, befürchtet die renommierte spanische Zeitung „El País“. Das Blatt meint, das Ganze sehe aus wie „Happening post mortem“im besten Stile Dalís. Das hätte dem großen und exzentrischen Maler also vielleicht sogar gefallen.
„Das hat mir Oma erzählt, Mutter hat’s bestätigt.“Pilar Abel Martínez