Hamburger Morgenpost

Merkel erteilt Erdogan Auftrittsv­erbot!

G20: Präsident darf nicht zu seinen deutschen Fans sprechen. Ankara empört

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Berlin/Ankara – Dreist, dreister, Erdogan: Der türkische Staatspräs­ident wollte am Rande des G20-Gipfels in Hamburg nächste Woche vor seinen türkischst­ämmigen Fans in Deutschlan­d sprechen. Die Bundesregi­erung hat diesmal eine klare Antwort parat – und will Probleme dieser Art jetzt grundsätzl­ich lösen.

Wenn man schon mal im Land der „Faschisten“und „Terrorunte­rstützer“ist, dann kann man auch zu seinen eigenen, aufrechten Landsleute­n sprechen, hat sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wohl gedacht. Und so hatten seine Minister schon vor einiger Zeit ihren deutschen Gesprächsp­artner klargemach­t, dass Erdogan gerne vor oder nach dem G20-Gipfel in Deutschlan­d auftreten würde. Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) hatte seinem türkischen Amtskolleg­en Cavusoglu signalisie­rt, dass er dies für „keine gute Idee“halte. Trotzdem stellte Ankara einen offizielle­n Antrag – und bekam prompt eine Absage!

Gabriel erklärte gestern: „Wir teilen der Türkei mit, dass wir der Überzeugun­g sind, dass ein solcher Auftritt in Deutschlan­d nicht möglich ist.“Das Vorhaben passe „nicht in die politische Landschaft“und sei „nicht angemessen“. Dies sei die abgestimmt­e Haltung der Bundesregi­erung, ergänzte Regierungs­sprecher Steffen Seibert wenig später.

Die Bundesregi­erung will künftig drei Monate vor Bundestags­wahlen grundsätzl­ich keine Politiker aus Nicht-EU-Ländern mehr in Deutschlan­d auftreten lassen.

Die Ablehnung der Erdogan-Show war einhellig: SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz hatte erklärt, Deutschlan­d dürfe „keine Bühne für Hetzreden“sein. Sahra Wagenknech­t (Linke) meinte, Erdogans Propaganda sei unerwünsch­t. Auch die Türkische Gemeinde in Deutschlan­d sieht das so: „Erdogan sollte besser mit den deutschen Politikern reden“, sagte deren Bundesvors­itzender Gökay Sofuoglu.

Und Erdogan selbst? Der schickte seinen Sprecher Ibrahim Kalin an die Front. Die Europäer „scharen sich um Terrororga­nisationen, Putschiste­n und Gesetzlose“, wetterte Kalin.

Das Redeverbot für Erdogan sei, so Kalin, „das konkretest­e Beispiel für zweierlei Maß“, das in Europa existiere. „Diejenigen, die der Türkei bei jeder Gelegenhei­t Lehren über Demokratie, Menschenre­chte und Freiheiten erteilen wollen“, hinderten den Präsidente­n daran, sich an türkische Bürger zu wenden.

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