„Dann wird Hamburg unbezahlbar“
Olaf Scholz (SPD) sprach beim N-Klub
Die Stimmung in der Stadt hat sich gedreht. Die Forderungen nach bezahlbarem Wohnraum nehmen ab, Proteste gegen Wohnungsbau werden lauter. Initiativen kämpfen gegen die Bebauung von Innenhöfen und Grünflächen. Der Nabu hat eine Volksinitiative gestartet. Jetzt warnt der Bürgermeister die Hamburger vor einer Blockade-Haltung.
„Hamburg soll boomen und trotzdem bezahlbar sein“, sagte Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch beim N-Klub (Nachhaltigkeits-Klub) in der LawaetzStiftung. Das sei ohne den Bau von jährlich 10 000 Wohnungen nicht möglich. Er warnte diejenigen, die „jetzt bei Initiativen mitmachen und sagen, das ist gegen unsere Lebensqualität“.
Der Beifall für die klaren Worte hielt sich bei den ökologisch sehr engagierten Zuhörern des N-Klubs in Grenzen. Schließlich wird auch an Landschaftsschutzgebieten geknabbert und Feuchtwiesen werden zubetoniert.
Doch Scholz legte noch einen drauf. „Wer jetzt keine Wohnungen bauen will, der kann sich seine eigene Wohnung in zehn Jahren vielleicht nicht mehr leisten“, so der Bürgermeister. „Und dann werden diejenigen sich vielleicht nicht einmal mehr daran erinnern, dass sie damals selbst den Wohnungsbau blockiert haben.“
Wie dramatisch es werden könnte und welche Verdrängungseffekte dabei entstehen, das hat Scholz selbst bei einem Urlaub in San Francisco gesehen. Dort sei tatsächlich vor 15 Jahren erfolgreich verhindert worden, dass gebaut wird. Mittlerweile können sich Familien aus dem Mittelstand kaum noch eine Wohnung in der Metropole der Start-ups leisten.
Damit Hamburgs Mieten bezahlbar bleiben und die Stadt weiter wachsen kann, will der Senat jährlich 10 000 neue Wohnungen bauen. Dafür werden pro Jahr 67 Hektar Fläche zugebaut. Erklärtes Ziel ist es, vor allem durch Verdichtung und Aufstockung innerhalb der Stadt zu wachsen. Doch auch auf der grünen Wiese wird gebaut, etwa der neue Stadtteil Oberbillwerder (100 Hektar). Der Nabu will den Grünfraß mit einer Volksinitiative stoppen.