Zuschauer zu Tränen gerührt
Der Junge, der lieber zum Ballettunterricht geht als zum Boxen: Billy Elliot erobert die Herzen der Hamburger
Ob die Hamburger „Billy Elliot“genießen können würden? Trotz englischer Sprache, trotz der sehr britischen Hintergrundgeschichte rund um den großen Bergarbeiterstreik in den 80er Jahren? Die Frage beantwortete sich bei der Premiere im Mehr!-Theater extrem schnell: Können sie! Und wie. Das Musical um den Teenager, der statt zum Boxunterricht lieber in den Ballettkurs geht, eroberte alle Herzen im Sturm.
Die Show, zu der Elton John die Musik beisteuerte, brachte innerhalb der ersten Minuten den ausverkauften Saal komplett auf ihre Seite. Der wunderbare Hauptdarsteller Emile Gooding als Billy – so jung, so klein und so unheimlich talentiert und charismatisch! – erntete ebenso viele Lacher und so viel Applaus wie Billys herzhaft burschikose Oma, die im zartrosa Negligé zu Hause sitzt und trotzdem flucht wie ein Seemann.
Frenetischen Szenenapplaus gibt es für den kleinen Michael, Billys besten Kumpel, der mit Charme und Selbstbewusstsein alle Zuschauer um den Finger wickelt. So sehr für ihn gejubelt wurde, so sehr standen fast allen Zuschauern ein paar Tränchen in den Augen, als Billy seiner Ballettlehrerin einen Brief seiner verstorbenen Mutter vorliest.
Um den wunderbaren Humor dieses Stücks zu verstehen, man nicht auf die großen Bildschirme mit der deutschen Übersetzung schielen. Anfangs, als die Ursache des großen Streiks erklärt wird, sind sie allerdings hilfreich. Die Gags, die schnippischen Kommentare und kreativen Flüche in schönstem nordenglischen Dialekt kapiert man aber auch ohne Hilfe.
Ja, „Billy Elliot“ist ein sehr englisches Musical. Aber genau deshalb kommt es so gut an. Diese Show ist unbedingt sehenswert.