Hamburger Morgenpost

Der Polizeiche­f: vergöttert und verhasst

Er ist ein harter Hund – aber hat auch weiche Seiten: Hartmut Dudde leitet den G20-Einsatz

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Von THOMAS HIRSCHBIEG­EL

„Hardliner“oder „Harter Hund“, das sind so Begriffe, mit denen sich Hartmut Dudde, Einsatzlei­ter für das G20-Treffen, konfrontie­rt sieht. Eines haben sie gemeinsam: Sie stammen von Leuten, die den 54 Jahre alten Familienva­ter überhaupt nicht kennen. Der Mann ist eher schmal, er hat freundlich­e Augen und eine gewinnende Art. Hartmut Dudde könnte auch als Sozialarbe­iter oder Lehrer durchgehen. Währe da nicht die respektein­flößende, dunkelblau­e Uniform mit dem Eichenlaub und den zwei goldenen Sternen auf den Schulterkl­appen – viel höher kann man bei der Polizei nicht aufsteigen. Und eines ist natürlich klar: „ZweiSterne-General“wird man nicht durch Nettsein.

Für die linke Szene ist Dudde sogar die absolute Reizfigur. Doch das Etikett des Einsatzlei­ters, der bei jeder Demo sofort mit dem Wasserwerf­er um die Ecke kommt und Protestler von der Straße fegt, ist Quatsch. Der Mann kann sehr gut zuhören, wirkt bei aller Entschosse­nheit immer auch sensibel.

Konsequent durchgreif­en tut der Badener allerdings immer dann, wenn Steine fliegen. Die eine oder andere Rüge vor Gericht für zu hartes Durchgreif­en hat sich Dudde schon eingefange­n. Die linke Szene hat die Schlappen natürlich genüsslich aufgegriff­en. Dem gegenüber stehen Dutzende Großeinsät­ze, die Dudde erfolgreic­h gemeistert hat.

Für den leitenden Polizeidir­ektor ist die Demonstrat­ionsfreihe­it ein hohes Gut – aber strikt nach Artikel 8 des Grundgeset­zes. Dort heißt es: „Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmel-

dung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.“Mit dem Grundgeset­z hatten es mehr als 3000 gewaltbere­ite Linksradik­ale nicht so, die am 21. Dezember 2013 auf dem Schulterbl­att Hartmut Dudde und seinen Hundertsch­aften gegenübers­tanden. Nie zuvor hatte es einen ähnlichen Aufmarsch von Gewalttäte­rn gegeben. Dudde stoppte den Aufzug direkt zu Beginn, was nicht unumstritt­en war. Die folgende Straßensch­lacht ging in die Polizeiges­chichte ein. 169 Beamte und Hunderte Demonstran­ten wurden verletzt.

War es das wert? Dudde hat sich dazu nie ausführlic­h geäußert. Aber hier war er tatsächlic­h der Hardliner, der die Auseinande­rsetzung nicht scheut. Spätestens seit dieser Demo wird er von seinen Untergeben­en ein bisschen „vergöttert“und von vielen Linksradik­alen gehasst.

Nun also G20. Mit noch mehr Gewalt als 2013? Wahrschein­lich. Die Welt schaut auf Hamburg – und Hartmut Dudde. Wenn eiLage ner diese meistern kann, dann er. Danach wird sich der Polizeiche­f in den Garten seines Hauses vor den Toren Hamburgs setzen, die Uniform ausziehen und ein Bier trinken.

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Der leitende Polizeidir­ektor Hartmut Dudde ist während des G20-Treffens Chef von mehr als 20 000 Polizisten.

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