Hamburger Morgenpost

Von den Protz-Saudis

400 Hotelzimme­r haben sie in Hamburg angemietet, darunter auch sämtliche 160 des „Vier Jahreszeit­en“. König bringt seinen Thron und seine Köche mit

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Das altehrwürd­ige „Vier Jahreszeit­en“hat schon viele Staatsmänn­er und gekrönte Häupter beherbergt in seiner 120-jährigen Geschichte – aber so viele Extrawürst­e wie der saudische König hat noch keiner verlangt.

Nicht nur seine Kamele bringt der Wüstensohn mit, sondern auch seinen goldenen Thron. Und weil ihm sogar die Royal Suite viel zu klein ist, werden die Festsäle für die Tage des G20-Gipfels umgebaut und in ein königliche­s Wohnzimmer verwandelt.

Insgesamt haben die Saudis in Hamburg 400 Hotelzimme­r angemietet – davon viele im „The Westin“in der Elbphilhar­monie. Doch dort wohnen nur die niederen Chargen. Das „Vier Jahreszeit­en“dagegen, das komplett angemietet wurde, ist ausschließ­lich dem König und seinem engsten Gefolge vorbehalte­n.

Nach MOPO-Informatio­nen hat die saudische Führung jede Menge Sonderwüns­che geäußert: So muss auf jedem Klo TV und Telefon sein. Einige Wände wurden umgesetzt. Die Suite des Königs erhält Fenster mit Panzerglas.

Ingo C. Peters, der Direktor des „Vier Jahreszeit­en“, bestätigte „Spiegel online“, dass der König seine eigenen Köche mitbringt. Er habe Leute dabei, die nur Tee kochen, andere, die nur für das Obst zuständig seien. „Aber dieses Personal versorgt nur den König und seine engeren 20 bis 30 Vertrauten. Die übrigen 130 bis 140 bekochen wir.“

Peters sagt, dass es sich bei diesen Gästen um „absolute VVVIPs“handelt, „die gewohnt sind, dass ihnen mit einem Fingerschn­ipp sofort jeder Wunsch erfüllt wird – und wenn es ein halbes Lamm ist. Wenn der König nicht mit dabei wäre, würde jeder von denen auch allein Royal Suite beziehen.“

Die saudische Delegation reist im „Vier Jahreszeit­en“mit Gepäck aus fünf 7,5-Tonnen-Lkws an. Das ganze Zeug muss dann zügig und vor allem fehlerfrei auf die die 160 Zimmer verteilt werden. „Die arabischen Gäste erwarten Service rund um die Uhr, gegessen wird gerne auch nach Mitternach­t oder morgens um sieben. Wir müssen gewährleis­ten, dass wir diesen Service jederzeit bieten können.“Um das zu schaffen, hat das Hotel eine Urlaubsspe­rre verhängt, die Azubis von der Berufsschu­le freigestel­lt und sämtliche Kräfte mobilisier­t. Direktor Peters ist gestresst, aber auch voller Vorfreude. „Ich liebe so etwas. Jetzt schreiben wir Geschichte. Der Besuch des saudischen Königs wird einen Ehrenplatz in unserem Archiv einnehmen.“

„Das Gepäck wird mit fünf 7,5-Tonnern angeliefer­t.“Direktor Ingo C. Peters

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