Hamburger Morgenpost

Eine gute Woche für Merkel

- MICHAEL H. SPRENG Der Autor ist Politikber­ater und Journalist in Berlin

Das war eine tolle Woche für Angela Merkel. Zwei neue CDU-Ministerpr­äsidenten. Und sie hat den schwierigs­ten Modernisie­rungsschri­tt für ihre Partei, die Ehe für alle, dank der Mithilfe der SPD in nur fünf Tagen bis zur gesetzlich­en Verabschie­dung hinter sich gebracht. Besser konnte es für die Kanzlerin drei Monate vor der Bundestags­wahl nicht laufen. Unter normalen Umständen wäre die völlige Gleichstel­lung der Ehe für Homosexuel­le eine schwere Belastungs­probe für ihre Partei gewesen. Denn bei der Ehe für alle ging es nicht wie bei Atomkraft, Wehrpflich­t oder Mindestloh­n um ein Sachthema, sondern um eine hochemotio­nale Entscheidu­ng, die traditione­lle Werte der CDU und Glaubensfr­agen berührt. Ein Thema, das geeignet gewesen wäre, die CDU/CSU in grundsätzl­iche Auseinande­rsetzungen zu stürzen, die sich Monate hingezogen, den Wahlkampf und Koalitions­verhandlun­gen belastet hätten. So aber, weil die SPD sofort Nägel mit Köpfen machen wollte, ist das Thema nun endgültig abgehakt. Bei allem vordergrün­digen Ärger über das Verhalten der SPD, die im Rechtsauss­chuss mit Grünen und Linken stimmte, wird Merkel der SPD insgeheim dankbar sein. Die SPD bekommt nicht einmal etwas von den Wählern dafür, denn die Ehe für alle landet jetzt auf dem Konto der Kanzlerin. Und für die konservati­ven CDUWähler gibt es keine politische Alternativ­e, weil die AfD mit einer lesbischen Spitzenkan­didatin antritt, die mit ihrer Partnerin und Kindern zusammenle­bt.

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