Allein unter Frauen
KINO „Die Verführten“: Ein verwundeter Soldat schürt Spannungen im Internat
Virginia, 1864. Der amerikanische Bürgerkrieg ist bereits im dritten Jahr, als die junge Amy (Oona Laurence) auf einen verwundeten Soldaten der feindlichen Nordstaaten-Union (Colin Farrell) stößt. Sie nimmt den Mann, der sich als Corporal John McBurney vorstellt, mit zu dem von Miss Martha (Nicole Kidman) geleiteten Mädcheninternat, in dem sich außer ihr nur noch vier weitere Schülerinnen und die Lehrerin Edwina (Kirsten Dunst) befinden.
Martha entscheidet aus Nächstenliebe, den Verletzten vorerst nicht auszuliefern, sondern erst einmal gesund zu pflegen. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Gemeinschaft ... Thomas Cullinans Roman „The Beguiled“wurde KONZERT DIE MOPOBEWERTUNG schon einmal verfilmt: 1971 von Don Siegel mit Clint Eastwood in der männlichen Hauptrolle. Das Werk lief bei uns damals unter dem Titel „Betrogen“im Kino. Colin Farrells John ist nun eine etwas zahmere Version von Eastwoods durchtriebenem Haudegen. Eigentlich ist der Soldat hier ein ganz sympathischer, nur bedingt berechnender Kerl.
Gleichwohl löst seine Anwesenheit Spannungen unter den Frauen und Mädchen aus. Die sittsame Martha kann ihr Begehren nur schwer unterdrücken, Edwina darf sich vielleicht Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft machen, und in der Schülerin Alicia (Elle Fanning) erwacht das sexuelle Verlangen. Deren jüngere Mitschülerinnen buhlen ebenfalls um Johns Aufmerksamkeit aus anderen Gründen.
Sofia Coppola („Lost In Translation“) setzt das Treiben im Internat dezent in Szene, hält die Emotionen und Rivalitäten lange unterm Deckel. Ihr Film lebt mehr vom subtilen Spiel der Darsteller, der feinen Ausstattung, den betörend belichteten Bildern und einer dichten Atmosphäre als von einer raffinierten Story oder einer ausgefeilten Spannungsdramaturgie. Man wartet förmlich auf die Katastrophe. Und was dann folgt, wird mit überraschend makabrem Humor zelebriert. – wenn auch