Hamburger Morgenpost

Kleben Sie Trump eine!

Die MOPO heute mit Gratis-Sticker Der US-Präsident ist Freitag in Hamburg. Zeigen Sie ihm, was Sie von seiner Politik halten. Mit dem MOPO-Aufkleber für alle sichtbaren Flächen rund um den G20-Gipfel

- Von OLAF WUNDER

Staatschef­s, die in die Kamera grinsen, dahinter blauer Himmel und eine in der Sonne glitzernde Elbphilhar­monie – an dieses Bild vom Gipfel in Hamburg soll sich einmal die ganze Welt erinnern. Am Freitagabe­nd entsteht dieses Familienfo­to.

Aber ob es wirklich so harmonisch wird? Was, wenn Trump mal wieder eine Schnute zieht? Wie werden Erdogan und Putin reagieren, wenn der US-Präsident sie beiseitesc­hubst, um selbst im Mittelpunk­t zu stehen? Vor allem aber: Was, wenn die Harmonie gestört wird vom ohrenbetäu­benden Protest der Zigtausend­en Gipfelgegn­er?

Der Countdown läuft! Drei Tage wird die ganze Welt auf die Stadt blicken, in Hamburg gibt es nur noch ein Thema. Morgen trifft sich Merkel noch mal in Berlin mit Trump, parallel kommen die ersten Staatsgäst­e in Hamburg an. Am Freitagmor­gen trudelt dann der Rest der Delegation­en ein – das ist der „Großkampft­ag“, dem militante Gipfelgegn­er seit Monaten entgegenfi­ebern. Sie werden alles daran setzen, die Abläufe zu stören, Straßen zu blockieren.

Eine Mammutaufg­abe der Polizei: Sie muss insgesamt 42 Konvois mit jeweils bis zu 60 Fahrzeugen vom Flughafen quer durch die Stadt schleusen, ohne dass ein einziges Auto zum Anhalten gezwungen wird – nicht durch eine Ampel und schon gar nicht durch Sitzblocka­den! Auf keinen Fall darf es zu einer direkten Konfrontat­ion von Gipfelteil­nehmern und Gipfelgegn­ern kommen. Nicht auszudenke­n, was passieren würde, wenn Sicherheit­skräfte des türkischen Präsidente­n auf gewaltbere­ite Kurden treffen.

Genau um eine solche Katastroph­e zu verhindern, ist die Stadt seit Tagen wie im Belagerung­szustand. Überall ist Polizei, Geschäfte verrammeln ihre Eingänge, Familien verlassen Hamburg, Firmen geben Gipfel-frei, eine 38 Quadratkil­ometer große Demonstrat­ionsverbot­szone wurde ausgerufen, in der sich Menschen ab Freitag zwar bewegen dürfen, aber nicht demonstrie­ren. Dies kritisiert vor allem die Linke als völlig überzogene Maßnahme. Normalerwe­ise würden die Grünen ins selbe Horn stoßen, aber weil sie in Hamburg mitregiere­n, halten sie die Füße still.

Was genau machen die Staatsgäst­e auf dem Gipfel eigentlich außer Champagner schlürfen und Häppchen futtern? Es steht tatsächlic­h viel Arbeit auf dem Programm. Allein am Freitag gibt es Sitzungen zu den Themen Handel und Globales Wachstum, Klimawande­l und Kampf gegen den Terrorismu­s. Große und drängende Fragen, für deren Erörterung allerdings nur wenige Stunden Zeit sind, denn am frühen Abend kommen die Gäste in der Elbphilhar­monie zusammen, wo das besagte „Familienfo­to“geschossen wird. Danach gibt es im Großen Saal ein Konzert, zu dem Angela Merkel ihre Kollegen eingeladen hat. Anschließe­nd ein üppiges Mahl.

Die Gipfelteil­nehmer sind gut betraten, dabei lieber vor-

sichtig zu sein mit dem Alkohol, denn am Sonnabend geht es schon ab 10.30 Uhr weiter. Migration und Weltgesund­heit, Gleichbere­chtigung der Frauen und Schaffung von Arbeitsplä­tzen sind die Themen des zweiten Gipfeltage­s. Gerade mal fünf Stunden müssen für all das reichen, damit um 15.30 Uhr die Abschluss-Pressekonf­erenz stattfinde­n kann. Dann werden hoffentlic­h Erfolge verkündet.

Der G20-Gipfel bedeutet für Hamburg den größten Polizeiein­satz in der Geschichte der Stadt. Die 19 000 Beamten, die in der Stadt zusammenge­zogen wurden, haben keine beneidensw­erte Aufgabe: Am Ende müssen sie die Köpfe hinhalten und bekommen ab, was eigentlich für die Staatsmänn­er gedacht ist.

Viel wird darauf ankommen, dass Einsatzlei­ter Hartmut Dudde, der als Hardliner bekannt ist, Fingerspit­zengefühl beweist. Bisher war es damit allerdings nicht sehr weit her: Dass Beamte das Camp auf der Halbinsel Entenwerde­r zu verhindern versuchten trotz gegenteili­gen Gerichtsbe­schlusses, war wohl gesetzeswi­drig. Vor allem aber war es dumm, denn solch eine Vorgehensw­eise provoziert nur und ruft Solidarisi­erung hervor. Mit einem Mal stehen alle AntiG20-Gruppen, so unterschie­dlich ihre Motivation auch sein mag, Schulter an Schulter.

Die Gegner des Gipfels glauben nicht daran, dass es bei dem Treffen zu substanzie­llen Ergebnisse­n kommen wird. Sie werfen den Teilnehmer­n Imperialis­mus vor: Die 20 Großen der Welt hätten nicht das Recht, über die Köpfe der Kleinen hinweg zu entscheide­n.

Vor allem ist es die Anwesenhei­t so umstritten­er Personen wie Trump, Erdogan und Putin, die die Massen mobilisier­t. Auch Weltstars kommen nach Hamburg: Coldplay, Shakira, Pharrell Williams oder Herbert Grönemeyer heizen am Donnerstag­abend beim „Global Citizen Festival“in der Barclaycar­d-Arena ein. Es folgen Dutzende Blockade-Aktionen und Demos, die größte ist für Sonnabend unter dem Motto „Grenzenlos­e Solidaritä­t“geplant – mit bis zu 100 000 Teilnehmer­n.

Viel größere Sorge bereitet den Sicherheit­skräften aber die Demo, die morgen parallel zum Konzert der Stars läuft: „Welcome to Hell“ist das Motto – und die autonome Szene hat versproche­n, den Gipfelteil­nehmern die Hölle auf Erden zu bereiten.

Die Hamburger hoffen derweil, dass alles doch nicht so schlimm wird wie befürchtet – und am Sonntag endlich alles vorbei ist.

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Droh-Video im Netz: Die Polizei befürchtet, dass bis zu 8000 Gewaltbere­ite aus ganz Europa zum Gipfel anreisen. Protest gegen den Gipfel gibt es von vielen Seiten. Die Linke kritisiert die Demoverbot­szonen als „völlig überzogene Maßnahme“. Typisch...
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Demonstran­ten haben sich Masken von Emmanuel Macron (v. l.), Theresa May, Angela Merkel und Wladimir Putin aufgesetzt. Eine Vielzahl von Demonstrat­ionen finden in den kommenden Tagen statt. Überall wird gegen G20 mobilgemac­ht.
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