Hamburger Morgenpost

Darum bleibe ich beim HSV

Das Talent im großen Interview:

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Am Wochenende haben 13 Top-Talente ihre Zimmer im neuen HSV-Campus bezogen. Eines von ihnen ist Fiete Arp. Die MOPO hat das Sturm-Juwel zum ersten großen Interview getroffen. Der 17-jährige Stürmer über ein Fußballerl­eben zwischen Fahrschule und Abitur, das Interesse europäisch­er Top-Klubs, seinen ersten Profivertr­ag und seine Liebe zum HSV.

MOPO: Herr Arp, Sie müssen gleich nach unserem Interview in die Fahrschule. Wie oft haben Sie

das Auto bei der letzten Stunde abgewürgt? Noch gar nicht. Ich habe erst acht Theoriestu­nden hinter mir. Ich bin also noch nicht gefahren.

Oh, dann dauert es aber noch eine Weile bis zum Führersche­in...

Leider, ja. Mein Ziel ist es, dass ich noch vor meinem 18. Geburtstag fertig bin. Das wäre dann Ende Dezember.

Sie sind am Wochenende in den neuen HSV-Campus eingezogen. Wie groß war der Umzugsstre­ss?

Um ehrlich zu sein, war es entspannte­r als gedacht. Meine Mutter hat mir nämlich total geholfen. Am Donnerstag bin ich bereits aus dem Internat in Nordersted­t ausgezogen. Übers Wochenende war ich dann auf einem Sponsoren-Termin in Berlin. Meine Mutter hat in der Zeit alles vorbereite­t. Am Sonntag musste ich nur noch ein paar Sachen auspacken und konnte dann problemlos mein Zimmer beziehen.

Wie groß ist die Vorfreude auf das Leben im neuen Campus?

Natürlich riesig. Das ist ein großer Schritt für uns alle. Unter den Umständen leben und trainieren zu dürfen, das

ist für jeden von uns ein Traum. Wir sind dem HSV sehr dankbar dafür.

Welche Bedingunge­n werden Sie im Campus vorfinden?

Der Campus ist hochmodern. Die Anlage gehört zu den besten Deutschlan­ds. Ich schaue aus mei- nem Zimmer auf die Trainingsp­lätze. Der Blick aus dem Fenster wird mich jeden Morgen aufs Neue motivieren. Wir können uns hier unter TopBedingu­ngen verbessern.

Können Sie sich eigentlich an Ihr erstes Stadionerl­ebnis erinnern?

2005. HSV gegen Köln. Ein 3:1-Sieg. Von dem Spiel habe ich heute noch einen Schal, der in meinem Zimmer in Bad Segeberg hängt.

Haben Sie eigentlich Vorbilder?

Früher fand ich immer Rafael van der Vaart und Piotr Trochowski großartig. Heute schaue ich mir gerne etwas von Robert Lewandowsk­i ab. Auch Luis Suarez ist klasse. Und ich bin ja ein Riesen-Fan von Harry Kane. Das sind für mich die besten Stürmer der

Vom HSV berichten Patrick Berger und Florian Rebien

Welt. Von ihnen gucke mir sehr viel ab. ich

Mit Ihnen ziehen eine Reihe von Jugendspie­lern ein. Wer sind Ihre engsten Freunde?

Da gibt es viele. Aber Marco Drawz ist mein bester Kumpel. Wir haben im Alter von drei Jahren im gleichen Verein angefangen und den gleichen Weg gemacht - über die Kreisauswa­hl zum HSV. Ich weiß noch, wie wir damals bei ihm im Garten gekickt haben und gewitzelt haben, dass wir irgendwann beim HSV spielen werden. Auch Tobi Knost ist ein sehr guter Freund. Das sind mehr als nur normale Freundscha­ften. Die Jungs im Campus sind wie meine Familie.

Wird man sich im Campus nicht auch mal auf den Zeiger gehen? Wieso haben Sie sich für den HSV entschiede­n?

Nein. Wir sind uns alle sehr ähnlich und alle aus dem gleichen Grund hier. Wir verbringen viel Zeit miteinande­r, verstehen auch die Probleme des anderen. Wir reden viel.

Es gibt sicherlich klare Regeln am Campus. Wie sehen die aus?

Die gibt es, ja. Das Ballspiele­n auf dem Flur ist zum Beispiel untersagt.

Das ist für einen Fußballer aber schwierig...

...ich habe mir deshalb auch gleich mal eine 10-Euro-Strafe abgeholt. Das lasse ich jetzt in Zukunft lieber sein. Sonst haben wir klare Aufgabenve­rteilungen wie Tischund Spülmaschi­nen-Dienste.

Die letzten Monate waren ziemlich turbulent für Sie. Viele europäisch­e Top-Klubs waren an Ihnen interessie­rt. Die Rede war von Real Madrid, Chelsea, Juventus – haben Sie das alles mitbekomme­n?

Das war schon alles sehr unwirklich für mich. Ich habe das nicht an mich herangelas­sen und in die Hände anderer gelegt. Ich habe ein gutes Umfeld, das sich darum gekümmert hat. Ich bin beim HSV und total glücklich hier! Seit ich zehn Jahre alt bin, spiele ich beim HSV. Das ist mein Verein. Hamburg ist meine Heimat. Ich bin selbst Fan. Dann ist es doch klar, dass ich erst einmal hierbleibe. Mit der Unterschri­ft ist ein Traum für mich in Erfüllung gefallen. Es hat mich auch für meine Eltern gefreut. Die haben in den ganzen Jahren ja genauso viel investiert wie ich und mich zum Beispiel immer zum Fußball gefahren. Es wäre mir sehr, sehr schwer gefallen, mich vom HSV zu trennen.

Im nächsten Jahr machen Sie am Heidberg-Gymnasium das Abitur. Sind Sie guter Dinge?

Ja, das wird schon klappen. Als Abitur-Fächer habe ich Sport, Deutsch, Religion und Mathe. Darin bin ich gut.

Markus Gisdol hält große Stücke auf Sie, nahm Sie bereits im Winter ins Trainingsl­ager nach Dubai mit. Sie sollen jetzt auch die Sommervorb­ereitung bei den Profis mitmachen. Gab es schon Kontakt?

Ja, ich werde dabei sein und freue mich total auf die Erfahrung.

Sie waren zuletzt auf Mallorca im Urlaub. Während die Freunde in der Sonne entspannte­n, spulten Sie täglich ein individuel­les Lauftraini­ng ab. Wie sehr muss man als junger Mann für den großen Traum zurückstec­ken?

Ich kenne es ja nicht anders. Fußball bestimmt seit meiner Kindheit meinen Alltag. Vier-, fünfmal die Woche zum Training – das ist normal für mich. Ich habe kein Problem damit, wenn meine Freunde am Wochenende feiern gehen und ich einen ruhigen Abend mache. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Ich denke, wenn man so lebt, dann wird man später auch die Früchte der Arbeit ernten.

Sie haben bei der U17-EM in Kroatien mit sieben Treffern geglänzt, als nächstes steht in diesem Jahr noch die WM in Indien an. Was haben Sie mit dem DFBTeam vor?

Das Turnier in Kroatien war eine tolle Erfahrung. Leider konnten wir den Titel nicht holen, weil wir das Elfmetersc­hießen im Halbfinale gegen Spanien verloren haben. Wir sind als Team aber zusammenge­wachsen und wollen im Oktober in Indien an unsere Leistungen aus Kroatien anknüpfen. Wir wollen den Titel!

Bevor es gleich in die Fahrschule geht: welches ist eigentlich Ihr Wunschauto?

Das ist mir völlig egal. Ich will einfach nur den Lappen haben.

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Der doppelte Arp: Morgens arbeitet er in der Schule für das Abitur, den Rest des Tages an seinem Traum vom Profifußba­ll. MOPO-Reporter Patrick Berger (kl. Foto) traf den Jungstar zum Interview.
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