„Die Polizeiabsperrungen werden uns nicht aufhalten“
Jana Schneider führt den „BlockG20“-Protest an
Am Freitag gibt’s in der gesamten City kein Durchkommen mehr – wenn es nach Jana Schneider geht. Die 26Jährige führt den „BlockG20“-Protest an. In der MOPO spricht sie darüber, wie weit die Aktivisten gehen wollen.
MOPO: Frau Schneider, warum wollen Sie den Gipfel blockieren? Jana Schneider:
Der G20-Gipfel blockiert tagelang die ganze Stadt. Das können und werden wir umdrehen. Damit wollen wir an erfolgreiche Blockaden anknüpfen – wie etwa 2007 beim Gipfel in Heiligendamm.
Wie soll das funktionieren?
Wir werden bereits frühmorgens von allen Seiten an die Messehallen herangehen. Die Polizei hat die rote Farbe für diese Zone festgelegt. Unser Motto ist: „Colour the red zone!“Hamburg und St. Pauli sind bunt. Genau das wollen wir zeigen.
Aber an die rote Zone kommen Sie gar nicht ran, denn auch die gelbe Zone ist ja Sperrgebiet.
Seien Sie sicher: Wir werden uns von Polizeiabsperrungen nicht aufhalten lassen und dort sein, wo wir nicht sein sollen. Dann werden wir uns vor die Messehallen setzen und unsere Meinung laut und deutlich kundtun.
Mal angenommen, das gelingt Ihnen: Staatschefs wie Trump, Putin und Erdogan wird das wohl kaum interessieren.
Die freie Meinungsäußerung und das Recht auf Versammlung ist ein Grundrecht, das wir uns nicht nehmen lassen. Noch ist die Situation hier anders als in Russland und der Türkei. Die sollen ruhig sehen, dass ihre Politik kritisiert wird.
Der Protest soll bunt sein. Sitzblockaden alleine reichen da nicht aus, oder?
Es wird schon vielfältiger werden. Wir wollen Straßen verstopfen und alle Menschen einladen mitzumachen. Vielleicht will ja jemand ein Klavier mitbringen und ein Konzert geben. Oder es werden sich Leute Rettungswesten anziehen und Luftmatratzen mitnehmen, um auf die Flüchtlingssituation aufmerksam zu machen.
Vor Wochen ist ein internes Papier der Polizei aufgetaucht, in dem Störungen der besonderen Art befürchtet werden: Der Flughafen wird mit Heißluftballons blockiert, Zugstrecken lahmgelegt. Planen Sie so was?
Wir wollen den Gipfel direkt vor Ort blockieren. Am Flughafen wird man uns eher nicht finden.
Wollen Sie sich Trumps „Beast“in den Weg stellen? Senator Grote hat massiv davon abgeraten.
Wir werden nicht unser Leben riskieren. Aber genau jetzt ist die Zeit, in der man entschlossen handeln muss.
Das bedeutet?
Dass der G20-Gipfel der Zeitpunkt ist, an dem wir sagen: Es reicht, wir stellen uns den Ungerechtigkeiten in der Welt entgegen.
Was ist, wenn das nicht gelingt?
Wir werden nicht scheitern. Der G20-Protest ist bereits jetzt ein Erfolg. Er bringt eine Vernetzung an Menschen zustande, eine Vernetzung der internationalen Linken von der wir noch Jahre profitieren werden.
Darunter werden auch Gewaltbereite sein. Sind das die Verbündeten, die man sich wünscht?
Wir haben die Absprache getroffen, dass von uns keine Eskalation ausgehen wird. Aber wir nehmen uns das Recht auf Unversehrtheit raus – indem wir beispielsweise unsere Augen vor Tränengas schützen. Das steht in unserem Aktionskonsens, den alle nachlesen können.
Werden Sie sich vermummen?
Nein, eher nicht. Viele werden Brillen aufsetzen. Aber wir machen niemandem Kleidungsvorschriften.
Was ist denn, wenn sich jemand nicht an die Absprachen hält und zu gewaltsamen Mitteln greift?
Es gibt viel Platz in Hamburg für unterschiedliche Aktionen. Wo „Block G20“ist, gilt unser Aktionskonsens. Das werden wir solidarisch, aber deutlich kommunizieren. Das Interview führte MIKE SCHLINK