Hätte man das Unglück verhindern können?
Münchberg
– 18 Menschen sterben, 30 werden auf dem Weg zum Gardasee verletzt, als ihr Reisebus auf der A 9 in Nordbayern in Flammen aufgeht. Wie konnte es zu diesem schrecklichen Unglück am Montag kommen – und hätte es mit moderner Fahrzeugtechnik verhindert werden können?
Nur zehn Minuten nach dem Alarm waren die ersten Rettungskräfte am Unfallort gewesen, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Unter den ersten war auch JörgSteffen Höger. Schon von Weitem konnte der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Marxgrün die Rauchsäule über der A9 sehen – und reagierte sofort. Über die Rettungsgasse fuhr er nach vorne, wie „Focus Online“berichtet. Am Seitenstreifen saßen 30 verstörte, zum Teil schwer verletzte Menschen. Höger sprang aus dem Wagen, seine Tochter Annika (17), eine ausgebildete Sanitäterin, folgte ihm. Bei sich hatten sie die Sanitätertaschen, die für den Ernstfall im Auto bereitgelegen hatten. Über andere Verkehrsteilnehmer ärgerte er sich: „Es blieben alle in ihren Autos sitzen. Dabei hätten sie alle helfen können.“Jeder von ihnen habe mit Sicherheit einen Erste-Hilfe-Kasten im Wagen gehabt, sagt er. „Bei den vielen Menschen unter Schock hätten schon auch gute Worte viel geholfen.“
Wieso der Reisebus auf einen Lastwagen-Anhänger aufgefahren war und warum er in Sekundenschnelle in Flammen aufging, ist noch ein Rätsel. Mit einem Kran wurde das verkohlte Gerippe des Busses gestern geborgen. Laut Polizei wird das Wrack kriminaltechnisch untersucht und von einem Gutachter besichtigt.
Über die Brandursache gibt es mehrere Spekulationen. Doch darauf, dass der Reisebus bereits vorm Aufprall auf den Anhänger etwa durch einen Kurzschluss im Armaturenbereich oder eine abgerissene Kraftstoffleitung brannte, haben Sachverständige bisher keine Verkehrsminister Dobrindt (l.) will härtere Strafen für Gaffer. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) beklagte, dass Schaulustige beinahe weitere Unfälle verursacht hätten. Das Busunternehmen Reimann in Löbau: Hier haben die Fahrgäste die Reise an den Gardasee gebucht. Hinweise. „Vieles spricht dafür, dass bei dem Bus erst aufgrund der Kollision mit dem Anhänger Feuer ausgebrochen ist“, hieß es.
Der Unglücks-Bus war drei Jahre alt, zuletzt im April ohne Beanstandungen vom TÜV geprüft worden. Vorschriftsmäßig waren zwei Fahrer an Bord. Der Unfallfahrer, der als möglicher Verursacher des Unglücks im Fokus der Fahnder steht und im Feuer umkam, war seit mehr als zehn Jahren bei dem Busunternehmen aus Löbau (Sachsen) beschäftigt und 2013 für langjähriges unfallfreies und sicheres Fahren ausgezeichnet worden. Er hatte zuletzt im November 2016 ein Fahrsicherheitstraining gemacht.
Spielten etwa Sicherheitslücken in Reisebussen eine Rolle, die Experten beklagen? Für ab 2015 ausgelieferte Busse sind Brandmelder Pflicht. Sie warnen den Fahrer, wenn es zu heiß im Motorraum wird. Ältere Modelle mussten jedoch nicht nachgerüstet werden. Erst seit November 2015 müssen Busse mit einem Notbremssystem ausgestattet sein, das auf Stau-Enden reagiert. Dieses lasse sich aber leicht abschalten, kritisiert Hans-Ulrich