Hamburger Morgenpost

Entschädig­ung für Gewalt-Opfer

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Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) hat den Opfern der Krawalle rund um den G20-Gipfel schnelle Hilfe zugesagt. Schon in den nächsten Tagen würden der Hamburger Senat und die Bundesregi­erung eine Vereinbaru­ng über Entschädig­ungen schließen – „damit sich wenigstens die materielle­n Schäden in Grenzen halten“, erklärte Scholz Sonnabenda­bend.

„Bereits am Freitag habe ich Bundeskanz­lerin Angela Merkel vorgeschla­gen, dass wir gemeinsam dafür sorgen, dass diejenigen, die Schäden erlitten haben, am Ende nicht auf ihren Kosten sitzen bleiben.“ Der Gipfel ist vorbei, die Staatschef­s sind abgereist. Was bleibt, ist eine Stadt im Chaos – und mittendrin ein Bürgermeis­ter, der sich jetzt erklären muss. Olaf Scholz (SPD) hatte den Hamburgern einen sicheren G20-Ablauf versproche­n – die Szenen der vergangene­n Tage strafen ihn Lügen. Und nicht nur das: Die beispiello­sen Krawalle könnten die einst große Lichtgesta­lt Scholz nun den Job kosten.

So abgekämpft wie in diesen Tagen hat man Olaf Scholz wohl noch nie gesehen. Seine Augen sind glasig, wirken müde, seine Wangen sind gerötet, seine Stimme ist matt. Das oft verschmitz­te Lächeln ist weg, auch auf dem Foto mit den Partnern der G20-Staatschef­s. Stattdesse­n blickt er mit starrer Miene geradeaus, tief in Gedanken versunken.

Die gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen in Altona und besonders in der Schanze sind auch an ihm nicht spurlos vorbeigega­ngen. Am Freitagabe­nd hatte

„Olaf, du hast HH dem Mob ausgeliefe­rt.“

er noch einen hilflosen Appell an die Gewalttäte­r gerichtet, fast schon gefleht, sie mögen aufhören. „Ich bin sehr besorgt über die Zerstörung­en, die stattgefun­den haben. Ich bin bedrückt über das, was viele zu ertragen haben“, sagte er da. Bedrückt – und offensicht­lich auch überrascht. Mit zahlreiche­n Äußerungen (s. rechts) hatte er für einen friedliche­n Gipfel geworben – eine völlig falsche Einschätzu­ng dessen, was da kommen sollte.

„Olaf, du hast HH dem Mob ausgeliefe­rt. Das Chaos war absehbar“, heißt es gestern auf einem Transparen­t bei einer Demo. Für Hamburgs CDU-Opposition­schef André Trepoll und seine FDP-Kollegin Katja Suding muss das auf jeden Fall ein Nachspiel haben. Scholz müsse erklären, wie der rot-grüne Senat die Lage so falsch habe einschätze­n können. Denn: Über Stunden konnten Gewalttäte­r machen, was sie wollten. Kein Polizist weit und breit. Auf den Straßen herrschte Anarchie.

„Ich wüsste nicht, mit welchem Sicherheit­skonzept man die Lage am Freitag hätte vermeiden können“, sagt Innensenat­or Andy Grote (SPD). Er verteidigt­e den zögerliche­n Einsatz der Polizei. Die Beamten hätten sich erst ausreichen­d sortieren müssen, da ihnen nach dem Leben getrachtet wurde.

Nach den Ausschreit­ungen in viel

„G20 nicht der Hafengebur­tstag“Wolfgang Quell (57), Fleischer aus Schnelsen: „Ja, er sollte zurücktret­en. Er hätte wissen müssen, was auf die Stadt zukommt. Stattdesse­n hat er in seiner Unwissenhe­it gedacht, das wird eine Spaßverans­taltung wie der Hafengebur­tstag.“

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